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low carb oder unser täglich Brot

Geschrieben im Juli 2014, überarbeitet im Oktober 2017 und Dezember 2019.

Auch wenn ich mich heute nicht mehr low carb ernähre, so bin ich doch immer noch von den Benefits (insbesondere für Adipositas-Patienten) dieser Ernährungsform überzeugt. Und so kommt es auch heute noch mitunter vor, dass ich die „ohne Brot, geht gar nicht“- Diskussion führen muss, die mich seit meiner aktiven low carb-Zeit begleitet.

Dabei kann ich das durchaus nachvollziehen. Denn auch mir selber ging es zunächst nicht anders. Auch ich war so daran gewöhnt Brot zu essen, dass allein der Gedanke an einen Verzicht oder besser ausgedrückt ein Vermeiden irgendwie schmerzhaft war.

Sicher, ich habe Brot immer gerne gegessen und mag es heute immer noch. Doch es wegzulassen, war für mich letztendlich gar nicht so schwer, wie ich gedacht hatte – schließlich war es, wie bereits erwähnt, lediglich … eine Gewohnheit.

Ich muss jedoch zugeben, dass mir dabei zwei Dinge zur Hilfe kamen: a) dass low carbe Brot-Alternativen nun mal low carb sind und b) dass ich lernen dürfte, wie positiv sich meine Gesundheit „ohne Brot“ entwickelt.

Doch zunächst einmal möchte ich einwerfen, dass ich mich hier auf konventionelles Brot, das man beim „normalen“ Bäcker und im Supermarkt kaufen kann. Brot, mit dem ich mich in den letzten Jahrzehnten ernährt hatte und auf das ich vermehrt mit Magen- und Bauchschmerzen und Durchfall reagiert habe. Die Benefits von „echtem Sauerteig-Brot“, mit einer langen Teigführung und Zutaten in Demeter-Qualität, so wie ich es mir heute backe, habe ich erst viel später kennengelernt.

Als ich ins low carb eingestiegen bin, habe ich den Genuss von Brot, wie die meisten kohlenhydratreichen Lebensmittel meiner Ernährung, langsam ausgeschlichen. Gab es zuerst noch eine ganze Scheibe Toast zum Frühstück, war es schon bald nur eine halbe und wenig später gar keine mehr.

Trotz dieser Erfahrung war ich natürlich daran interessiert Alternativen auszuprobieren; schließlich stirbt die Hoffnung immer zuletzt, nicht wahr? Doch die Rezepte, die ich damals im Internet finden konnte, haben eher durch ihr Engagement Alternativen zu schaffen und ihren Ideenreichtum geglänzt, als durch ihren Geschmack oder ihre Konsistenz.

Und ich habe viele Rezepte ausprobiert, im Laufe der Zeit den Umgang mit low carb-Zutaten perfektionieren können und einige durchaus ansehnliche und genussvolle Endprodukte geschaffen.
Siehe dazu: Rosmarin Feigen Cracker / Körnerbrot / Soulbread

ABER low carb-Brot ist nun mal nicht wie Brot. Es mag eine Alternative sein und man kann es auch mal genießen, doch im Vergleich zu „echtem“ Brot wird low carb-Brot immer verlieren. Ist man sich jedoch dessen bewusst, kann man beim Entdecken und Ausprobieren, durchaus seinen Spaß haben.

Zudem waren (und sind) die Zutaten in der Regel nicht im Handel vor Ort erhältlich und kostenintensiv; insbesondere dann, wenn man sie teuer kauft, ausprobiert, nicht mag und sie nach Jahren, ganz hinten in der Vorratskammer, weil ranzig geworden, entsorgen muss.
Siehe dazu: Nussmehl-SUB.

Einige Jahre später hat sich einiges getan, in Sachen low carb-Brot. Wenn auch nach wie vor noch kostenintensiv, so gibt es doch durchaus vorzügliche und bequeme Backmischungen, wie etwa die von Dr. Almond, die einem das Leben und den Genuss von low carb-Brot sehr viel leichter machen. Auch ist die Auswahl an Zutaten, die so ein selbst gebackenes low carb-Brot auf ein ganz neues Level heben können, ich denke da zb. an Zitrus- oder Bambus-Fasern, größer und Facettenreicher geworden.

Ja, mittlerweile haben wir hier (im Mannheim) sogar eine low carb-Bäckerei: siehe www.lovemecakes.de.

Und dann gibt es ja auch noch die Eiweiß-Brote diverser Anbieter im konventionellen Handel. Doch leider ist, zumindest für mich nicht, nicht alles Gold was glänzt. So muss ich sagen, dass mir gekauftes „Eiweißbrot“, wie ein Stein im Magen liegt und ich es besonders nach OP, nicht besonders gut vertrage.

Ich stehe allerdings nicht alleine mit meiner Skepsis zum Eiweißbrot (vom Bäcker) dar. Generell sind die Meinungen zum „Eiweißbrot“ sehr kontrovers und da es mit Studien immer so eine Sache ist (ganz nach dem Motto: „Traue keiner Studie/Bilanz/Inventur, die du nicht selber gefälscht hast“), wird es wohl auch ewig so bleiben.

Fakt ist, dass die Ernährungsfachleute bei dem Thema „low carb“ eh praktisch sofort Amok laufen und dieselbe Leier auch beim Eiweißbrot anführen. Die Bäckerinnungen, schließlich gibt es ordentlich Geld mit diesem „Trendbrot“ zu verdienen (zumal der pro Kopf Verzehr von Brot ist in den letzten Jahren deutlich zurückgegangen) versichern – natürlich – dass nur hochwertige Inhaltsstoffe verwendet werden.

Fakt ist aber auch, dass der Kohlenhydratanteil im „Eiweißbroten“ am Steigen ist. Waren es zuerst nur 4 g/100g Brot, werden heute schon Brote mit 12 g Kohlenhydrate angeboten. Warum? Klar, Weizen ist billiger als teure und hochwertige Saat oder Eiweiß. Deswegen heißt es hier unbedingt auf die Zusammensetzung achten.

Weiteres Einsparungspotential liegt beim zugesetzten Eiweiß. Um den größten Gewinn herauszuholen, werden Qualitätsmäßig minderwertige Weizen-, Lupinen- und Sojaeiweiße benutzt. Das gibt natürlich auch keiner zu – kann sich aber der denken, der einen Taschenrechner benutzen kann.

Ein weiteres Problem ist, dass die meisten dieser Eiweiße (also die Weizen-, Lupinen- und Soja) für den Körper nicht so besonders gut zu verarbeiten sind.

Apropos Soja, bzw. Sojaeiweiß! Auch zu diesem Thema kann man sich eine Meinung aussuchen, die einem passt, denn es gibt genauso viele Studien für Pro, wie für Kontra. „Anti-Krebsmittel, Krebsfördernd, in der Memopause Krebsverhindernd, Cholesterinbindend, unverträglich“ – Such‘ dir aus was du willst. Und dabei steht das ganze – meiner Meinung nach, kritische zu sehende – Genmanipulations-Thema, noch außen vor.

Ich selber esse Soja nur in kleinen Mengen, weil ich es einfach nicht so gut vertrage. So bin ich natürlich, aufgrund meiner eigenen Erfahrung, gewillt eher der Kontra-Gruppe zuzustimmen, auf mögliche Unverträglichkeiten hinzuweisen oder es zumindest nur im Rahmen zu empfehlen.

Mein Fazit nach meiner Recherche: bezahlt man mit Freude den höheren Preis, schaut man genau auf die Zusammensetzung (tatsächlicher Anteil der KH), kommt gut Weizen-, Soja- oder Lupineiweiß, sowie Sojaschrot, Leinsaat, Sojamehl, Speisekleie oder Apfelfaser zurecht (alles Zutaten, mit denen ich mich schwertue), hat man Sojaeiweiße betreffend keine gesundheitlichen Bedenken und genießt man es in Maßen, darf man ruhig auch mal zum Eiweißbrot greifen.

Aber braucht man all das wirklich? Kann man wirklich nicht auf Brot verzichten? Nun, aus meiner Sicht, ist letztendlich alles eine Frage der persönlichen Ziele. Sucht man Wege etwas zu ändern oder möchte man Gründe dagegen finden?

Niemand muss sich low carb ernähren. Zwar hat es eine Zeit in meinem Leben gegeben, da habe ich fest daran geglaubt, dass low carb die Lösung für einfach alles sei, so begeistert war ich davon, doch ich habe gelernt, dass es so dann auch wieder nicht ist.

Doch WILL man der Ernährungsform eine Chance geben, will man low carb wirklich ausprobieren und möchte man mögliche Benefits an sich selber erfahren? Dann MUSS man sein eigenes N1-Experiment sein und Brot (neben anderen Kohlenhydratquellen selbstverständlich) aus dem Ernährungsplan streichen. Um es mit Goethe zu sagen: Erfolg hat drei Buchstaben TUN.

Fragt man mich heute nach einer low carb-Ernährung und erklärt mir dann, dass man auf keinen Fall vom Brot lassen kann, sage ich: du musst dich auch nicht low carb ernähren. Urteile jedoch nicht über etwas, was du nicht für dich selber ausprobiert hast.

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