Ernährungsupdate (Jan 2015)
Low Carb und Paleo
Es ist nun fast genau ein Jahr her, dass ich einen Beitrag in einem CD-Forum (chronische Darmerkrankungen) gelesen hatte, der sich über die Wohltat der kohlenhydratarmen Ernährung bei Morbus Crohn ausließ.
Da es zu diesem Zeitpunkt nicht schlimmer bei mir hätte werden können, ich konnte manche Tage vor Bauch- und Magenschmerzen kaum noch Aufrechtstehen und litt und dauerhaften, spontanen und damit unhaltbaren Durchfall, beschloss ich genau das auch zu probieren.
Zum Einstieg kramte meine „Schlank im Schlaf“-Kochbücher hervor, die ich bereits von Jahren gekauft, das Prinzip aber nie wirklich ausprobiert hatte und nutze diese, als erste Ausgangsbasis für Kochideen.
Zunächst blieb es auch bei dem Brötchen, Brot oder Müsli am Morgen und hier und da mal ein Kaffeestückchen oder konventionellen Kuchens am Nachmittag. Für den Abend (von jeher unsere Hauptmahlzeit) verzichtet ich jedoch auf (die meisten, hier und da eine Sünde habe ich mir schon immer erlaubt und tue es auch heute noch) Lebensmittel, mit einem hohen Kohlenhydrat-Anteil.
Es mag Menschen geben, die brauchen das Entweder/Oder, für mich war es die richtige Entscheidung den Umstellungsprozess so extrem locker zu gestalten und mir fast ein halbes Jahr dafür Zeit zu geben; denn auf Kartoffeln & Co zu verzichten war schwer genug, da war mir das Weizenbrötchen am Morgen, eine Zeit lang, einfach heilig.
Zudem wollte und konnte ich nicht einfach alle meine Vorräte wegwerfen und konform ersetzten. Das ging auch deswegen nicht, da mein Sohn und teilweise auch mein Mann, sich nicht gänzlich dem meinem Low Carb-Motto unterwerfen wollten. Auch war mir klar, dass es einfach Zeit brauchte zu experimentieren, die „neuen“ Lebensmittel kennenzulernen und brauchbare Rezepte zu finden.
Die erste entscheidende Umstellung war der Austausch von Haushaltszucker gegen Zuckeraustauschstoffe. Dem folgte laktosehaltige Milch in laktosefreie, Weizenmehl in Mandel- und Kokosmehl, usw., bis hin zu den Gewürzen und dann irgendwann alle für mich wichtigen Lebensmittel ausgetauscht waren.
Mein Einstieg ins Low Carb war phänomenal. Nach nur drei Wochen meiner selbst kreierten, nicht immer ganz so strengen LC-Diät, waren meine Magen- und Darmbeschwerden und die Durchfälle (fast) vollständig verschwunden. Zwei Monate später hatte ich bereits 12 kg abgenommen. Mehr dazu könnt ihr hier nachlesen.
Einmal angefangen streckte ich meine interessierten Fühler in jede mir sympathische Richtung aus und probierte mal dies und mal das. Meine Küchen-Erfahrungen wuchs, zusammen mit meinem Fundus an Rezepten.
So war es eigentlich kein Zufall, dass ich auf die Steinzeitdiät (Paleo) stieß. Natürlich hatte ich davon schon gehört, aber irgendwie war es mir es immer zu „spinnert“ gewesen, sich nach heute Steinzeit-Maßstäben zu ernähren.
Nachdem ich mich mit dem Thema vertraut gemacht hatte, musst ich lernen, dass ich eigentlich gar nichts über Paleo wusste und bei dem wenigen, was ich wusste, sogar noch einigen ziemlich dummen Vorurteilen aufgesessen war.
Zu aller erst einmal: Paleo ist nicht Low Carb. Natürlich geht es tendenziell in dieselbe Richtung, doch die Beweggründe gehen leicht auseinander, ebenso wie die Speisepläne.
Low Carb steht dafür, je nach Wunsch, so viele wie möglich, Kohlenhydrate einzusparen – was ansonsten noch gegessen wird, spielt eigentlich keine Rolle.
Im Paleo geht es vor allem darum potenzielle Allergene aus der Nahrung fern zuhalten und biologische und damit artgerechte und nachhaltig produzierte Nahrung zu essen. Zudem stehen hier auch durchaus mal (stark Kohlenhydrathaltige) Süßkartoffeln, Ananas oder Honig auf dem Plan, die im (streng ausgeführten) Low Carb nie Zutritt finden würden. Sodass auch für mich wieder einige Kohlenhydrate in meine Küche zurückgekehrt sind, wie z.B. Honig, zum Süßen von Kuchen und Gebäck oder Süßkartoffeln, köstlich als „Pommes“.
Ich finde sowohl Paleo, als auch Low Carb toll und tendiere in der letzten Zeit verstärkt dazu, das Beste beider Ernährungsformen auszuwählen und für mich zu nutzen. So kombiniere ich das ungewöhnliche und exotische aus der modernen Paleo-Küche, mit dem Alltäglichen was Low Carb ist.
Zudem ist Paleo zurzeit „Trend“, was vor allem bedeutet, dass im Moment eine wirklich spannende Auswahl an neuen Kochbüchern auf den Markt geworfen werden – von dem ich und meine Küche natürlich auch profitieren.
Und obwohl ich nach wie vor grundsätzlich Low Carb anhänge, so liebe ich doch auch die Möglichkeiten, die mit Paleo in mein Leben und mein Essen eingekehrt sind. Ich bin jedoch kein strenger Verfechter, weder der einen noch der anderen Ernährungsformen. Vielmehr gebe ich zu und ab, mache Kompromisse, wo sie mir nötig erscheinen und variiere, wo es mir zusagt. Solange es mir dabei gut geht, besonders was den Magen- und Darm-Aspekt betrifft, ist das für mich absolut in Ordnung.