Status quo – der „4 Mahlzeiten, keine Snacks“-Plan
Wie schwer kann es sein 4 Mahlzeiten täglich zu essen, ohne zwischendrin zu Snacken?
Wie es scheint, außerordentlich.
mein Snack-Konzept
Neben dem Punkt „Protein auf dem Teller zu bevorzugen“ habe ich auch das „3-4 Mahlzeiten, keine Snacks“-Konzept aus den Vorbereitungen vor Adipositas-OP mitgenommen. Ich habe mich von dieser Anweisung jedoch nie angesprochen gefühlt – warum auch? Das Abnehmen (nach OP) hat doch auch so funktioniert, oder?
Damit habe ich im Grunde so weitergemacht, wie vorher auch. Ich habe mich über den Tag mit vielen kleinen „Mahlzeiten“, die ich für mich in der Regel als (unbedeutende) Snacks deklariert habe, über den Tag gerettet. Dazu habe ich meine 3-4 Mahlzeiten gegessen; die Sorte mit der Familie am Tisch sitzend. Versuche dieses „Grasen“ über den Tag einzudämmen waren immer nur von kurzer Dauer und zu 100% Erfolglos. So sehr ich auch an mir gearbeitet habe und welche Tricks ich auch angewandt hatte (Zähneputzen, Timerstellen, Wasser trinken usw.), es ist schneller etwas in meinen Mund gewandert als ich wahrnehmen konnte.
meine "Mahlzeiten"-Glaubenssätze
Erst die Literatur, die ich zur Essen- und Lebensmittel-Suchtproblematik gelesen habe und meine darauffolgenden Bemühungen Trigger-Lebensmittel aus meiner Ernährung zu halten, waren Schritte des Verstehens, warum ich mich beim „Grasen“ immer so „fremdgesteuert“ gefühlt habe und warum ich einfach nicht damit aufhören konnte. (Mehr zu dem Thema Abhängigkeit von Essen- und Lebensmittel im Beitrag: Status quo – der „Zuckerfrei“-Plan)
Ich habe also angefangen so konsequent, wie es mir möglich ist, die Lebensmittel aus meiner Ernährung zu halten, die mich dazu verleiten, mehr davon zu essen als ich benötige (dazu mehr in meinem Beitrag: Trigger). Ergänzend dazu habe ich zu einer Sanierung meines Verdauungssystems angesetzt. (Mehr zum Thema im Beitrag: Status quo – Rund um die Verdauung) Beitrag und Link folgt….
Der nächste Schritt für mich war meine 4 Mahlzeiten in regelmäßigen Abständen über meinen Tag zu verteilen – was für mich bedeutete, meine 3. Mahlzeit auf den späten Nachmittag vorzuziehen (bisher hatte ich diese als „Abendessen“ geplant, was für mich als zwischen 18 und 19 Uhr definiert war). Jetzt sollte das Essen zwischen 16 und 17 Uhr auf den Tisch kommen.
Im Lauf der ersten 14 Tage meines „4 Mahlzeiten, keine Snacks“-Plans (in regelmäßige Abstände verteilte Mahlzeiten, Abstinenz und Darmsanierung) verschwand mein Druck deutlich, zwischen den Mahlzeiten etwas in den Mund stecken zu wollen.
Alles in mir sagt mir, dass hier die Lösung für mich liegt und doch funktioniert der Plan in der Praxis nur an guten Tagen.
Für mich hat sich wieder einmal gezeigt, die schwer es ist gegen Glaubenssätze anzugehen: „es sich ja nur Snacks, aber keine Mahlzeiten“ (also können sie nicht so viele Kalorien haben), „es ist die falsche Uhrzeit“ (es gehört sich nicht um 16 Uhr Abendessen zu essen), „ich habe doch gerade was gegessen und kann noch keinen Hunger haben“ (obwohl genau, das der Fall war!), „die anderen haben ja auch noch keinen Hunger!“ (Vergleich mit anderen), „an diesem Tag habe ich noch keinen Sport gemacht, bzw. mich nur wenig bewegt und deswegen eine weitere Mahlzeit noch nicht verdient“ (die alte mehr-Sport-weniger-essen-Laier!) und „ich bin zu dick und habe Mahlzeiten nicht verdient“ (ein Erbe meiner Diät-Karriere).
Doch mittlerweile habe ich eine Ahnung davon gewinnen können, warum das so schwer ist und damit erkenne ich auch heute die Vehemenz und der Nachdruck des „warum-ich-Mahlzeiten-vor-mir-herschieben-muss“. Etwas, was ich bevor nie so laut und aggressiv wahrgenommen habe. Das finde ich zwar sehr erschreckend, aber es macht mir auch Mut weiter an mir zu arbeiten. Jetzt erst recht höre ich mich dann denken.
Neben der Abstinenz von Triggern hat sich für mich „vorbereitet sein“ als existenziell herausgestellt. Seitdem habe ich immer Rinderhack, Eier und Avocado vorrätig; die to-go-Mahlzeit meiner Wahl. Erscheint die Auswahl restriktiv? Ja. Habe ich immer Lust das zu essen? Nein. Meine Erfahrung sagt mir jedoch, dass das genau das Richtige ist, weil es mir schmecken wird und ich mich zufrieden und gesättigt fühlen werde.
mein Lösungsansatz
Befreiung von alten Glaubenssätzen (ich habe die Wahl, ich entscheide)
Mahlzeiten-Definition (als: Proteinquelle, Fettanteil und Gemüsebeilage, frisch zubereitet, warm gegessen, sitzend am Tisch)
Mahlzeiten-Frequenz (4 Mahlzeiten, in regelmäßigen Abständen über meinen Tag verteilt)
Vorbereitung (Bevorratung und Tagesplanung)
Mahlzeiten-Zusammensetzung (es gibt für mich keine Alternative zur Abstinenz von Trigger)
Portionen-Kontrolle (nicht zu viel, nicht zu wenig. Die Menge und Zusammensetzung so bemessen, dass ich davon angenehm gesättigt und zufrieden fühle)
die Umsetzung
schwierig, aber wenn sie funktioniert ist sie beeindruckend wirkungsvoll.
Gegen den „Lärm“ in meinem Kopf anzugehen – ja, ihn allein rechtzeitig (bevor ich etwas in den Mund gestopft habe) identifizieren zu können – der mir zuredet, wann es die „richtige“ Zeit für eine Mahlzeit ist, ist jeden einzelnen Tag ein Kampf.
Gehe ich als Sieger daraus hervor, so verlockt mich der „Lärm“ damit, dass ich, „wo ich doch nun gezeigt habe, dass ich es kann, schließlich auch eine Ausnahme machen kann“.
Habe ich mich grasend vor Kühlschrank wieder gefunden, neigt der „Lärm“ dazu, mich aufs schärfste zu verurteilen.
Wie ich mich auch verhalte, der „Lärm“ neigt entweder dazu mich zu verlocken oder schlecht zu machen. Dabei trotzdem weiter auf einen positiven und freundlichen Umgang mit mir selber zu setzten und Geduld mit mir zu haben, ist eine weitere Herausforderung.
So habe ich mir Slogans der Anonymen Alkoholiker, auf die ich auch immer wieder in meiner „Zuckerfrei“-Literatur gestoßen bin, auf die Fahne geschrieben:
Einen Tag nach dem anderen.
Tag für Tag.
Nur für heute.