Falle Supermarkt
Einmal von der Erkenntnis abgesehen, dass mir „social distancing“ doch schwerer fällt, als ich vermutet hätte, gibt es noch zwei weitere Dinge, die mir Corona-Pandemie beigebracht hat: Heim Training ist nichts für mich (den post dazu findet ihr hier) und die Falle Supermarkt, ist doch breiter für mich aufgestellt, als ich dachte.
Seit ich mich detaillierter mit Ernährung und Übergewicht befasse, also weit über den Punkt hinaus einfach einem x-beliebigen Diätplan zu folgen, wird mir immer klarer, dass ich ein dickes Problem mit Supermärkten habe.
Aber wieso wird mir das jetzt, in dieser Zeit so bewusst wird? Nun, sagen wir es mal so, mir war auch schon vorher klar, zumindest theoretisch, dass ich höchst anfällig für Werbung bin. Doch erst nach meinem – aufgrund der Pandemie – geänderten Einkaufsverhalten, wird das auch praktisch deutlich – denn, ich gebe weniger Geld für Lebensmittel aus.
es war einmal im Supermarkt
Bevor das Einkaufen von Lebensmitteln so anstrengend wurde (Maskenpflicht, Abstandhalten, Kundenbegrenzung) und noch bevor ich Werbepost und Newsletter, im Zuge von meiner ersten Marie Condo/Ausmist-Aktion, aus meinem Leben verbannt hatte, war meine wöchentliche Runde durch die Supermärkte größer und umfangreicher.
Die Kombination mit meiner Tendenz Lebensmittel zu hamstern, und das nicht erst zu Pandemie-Zeiten, sondern schon immer, und der Bereitwilligkeit, mit der ich in Supermarkt/Werbe-Fallen tappe, plus eine für mich falsche Auswahl an Lebensmittel war, erklärt sich heute vieles von meinem übergewichtigen Problem.
Ich kann ihn zwar nicht richtig fassen, doch erahne ich heute den Grund, warum ich Lebensmittel horten muss. Ich denke, es liegt an der strengen Reglementierung, der Lebensmittel für mich schon immer unterworfen waren, erst als Jugendliche zu Hause (aus Hilflosigkeit meiner Eltern im Umgang mit einem stark übergewichtigen Kind) und später dann aus eigenem Antrieb (zum Diäten).
Der Zwang ist mächtig und bis zu einem gewissen Grad notwendig, weil ich mich und meine Lieben versorgen möchte. Er ist legal und dank unserer sehr moderaten Lebensmittelpreise absolut finanzierbar. Und er hat System, dem ich alleine gegenüberstehe.
Ausgefeilte Nahrungsmittelkombinationen (Zucker, Fett, Salz), mit anziehenden Verpackungen, in einer, auf meine Schwächen ausgelegten Umgebung. Und das, wo doch Mäßigung noch nie meine Stärke war.
Heute komme ich besser damit zurecht, weil ich endlich angefangen habe, diese Dinge kritisch zu hinterfragen. Und ich habe Tricks etabliert, die mir zu nutzen stehen. Diese mögen nicht ohne Kritik sein, doch für mich funktionieren sie.
und sie lebten glücklich
Nun, so ist es leider auch wieder nicht, denn ich muss mich und die Gemeinschaft, in der ich lebe, versorgen. Ich muss mich also weiterhin dem Angebot im Supermarkt aussetzen.
Mein Glück ist es, dass die Lebensmittel, die ich in der Regel kaufe (zumindest, solange ich low carb bin), eher selten attraktiv angeboten oder umworben werden. Sprich ein Paket Nüsse, zb. einer Eigenmarke, wird in der Regel wesentlich dezenter als Werbefläche genutzt, als ein, nach mir schreiendes, buntes Paket Erdnüsse, im Schokoladen- und Zuckerguss-Mantel.
Seit einigen Wochen beschränke ich meine wöchentlichen Grundnahrungsmittel-Einkäufe, aus gegebenen Gründen, auf einen Besuch des Wochenmarktes und den Einkauf in einer große Supermarkt Filiale in Laufweite.
Und es hat wohl auch ein wenig mit der erneuten Umstellung, Anfang des Jahres, auf low carb zu tun, denn dabei hat relativ zeitnah ein ausgewähltes Sortiment in meinem Einkaufswagen etabliert, das sich dort mittlerweile Standardmäßig einfindet. Noch so eine Routine, die mir dabei hilft, schreiende (Werbe-)Verpackungen zu umgehen.
Und siehe da, trotz der etwas eingeschränkteren Vielfalt und des wöchentlichen (und nicht täglichen) Einkaufes (ohne zu hamstern! Denn das würde definitiv meine Lagerkapazitäten, bei einem wöchentlichen Einkauf, zumindest zeitweilig sprengen), werden high carber und low carber satt, es stehen für alle abwechslungsreiche Mahlzeiten auf dem Tisch und es sind trotzdem so viele Vorräte im Haus, dass wir auch immer ein weitere Tage Einkaufs-Abstinenz dranhängen können. Und ich gebe rund 50 € weniger die Woche für Lebensmittel aus.
Happy End?
Warum also der ganze Stress mit der Supermarkt-Rennerei, wenn’s doch auch so geht?
Zugegeben, es braucht etwas mehr an Vorbereitung und der Plan muss am Ende auch aufgehen; ich muss also auch zubereiten, was ich geplant habe.
Und dann sind da auch noch immer diese Glaubenssätze in meinem Kopf, gegen die ich zu kämpfen habe, zb. dass ich eine schlechte/böse/nicht gut genug Hausfrau/Mutter/Ehefrau wäre, wenn etwas fehlen könnte, von dem ich glaube, dass es vielleicht gebraucht oder gemocht werden würde. Ganz zu schweigen von dem völlig überflüssigen Gedanken, ich könnte ja mal ein paar Stunden/Minuten hungrig sein zu müssen.
Leider ist ein Happy End nicht in Sicht. Denn insgesamt sind es ein paar sehr heftige Gegner, gegen die ich da zu kämpfen habe.
Ausnahmen der Regel, machen das deutlich. Wie bei mir heute Morgen. Eigentlich wollte ich nur „kurz“ in den Markt, wegen Butter zum Werbepreis. (Woher die blöde Idee kam, doch „mal wieder“ virtuell durch die Prospekte zu gehen, kann ich nicht mehr sagen? Aber he Butter, können wir doch immer brauchen, oder?)
Aus dem Laden bin ich nicht nur mit der anvisierten Butter, sondern zwei geräumigen Taschen voll Zeugs gekommen. Immerhin diesmal „nur“ mit Lebensmittel, die auch in mein aktuelles Ernährungsprofil passen, aber trotzdem mit mehr Lebensmittel, als ich diese Woche vermutlich brauchen werde.
Achtsamkeit beim Einkaufen? Das ist definitiv ausbaufähig.
ein paar meiner Hilfestellungen
„Keine Werbung“ an den Briefkasten (je nach Art der Werbesendung reicht der alleinige Hinweis „Keine Werbung“ nicht aus!), Newsletter (nicht nur, aber auch) von Supermärkten abbestellen.
Wochenplanung und Einkaufszettel, obligatorisch.
Nie hungrig oder durstig einkaufen gehen, obligatorisch.
Keine Tageseinkäufe, sondern einen Wocheneinkauf (bei so wenig wie nötigen Märkten) tätigen.
Ein Standard-Grundsortiment von persönlich-bevorzugten Lebensmittel etablieren.
Etwas erst wieder auffüllen, wenn es tatsächlich leer ist.
Lesetipps
Hier noch ein paar Lesetipps von Büchern, die ich interessant finde, zum Teil bereits gelesen habe und zum Teil noch auf meiner Wunschliste stehen, zum Thema passen oder das Thema zumindest grundsätzlich streifen:
Michael Moss – Das Salz-Zucker-Fett-Komplott
Dr. Robert H. Lustig – Brainwashed
Michael Pollan – Das Omnivoren-Dilemma
David Kessler – Das Ende des großen Fressens
Gary Taubes – Warum wir dick werden
Nicolai Worm – Syndrom X
Werbung
Erläuterung
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Kennzeichnung als Werbung, wegen Markennennung. Ich habe die hier aufgeführten Produkte selber gekauft und berichte freiwillig darüber. Diese Zusammenfassung spiegelt meine eigene Meinung wider. Grundsätzlich muss in einem solchen Fall nicht gekennzeichnet werden. Es könnte jedoch der Eindruck entstehen, dass ich die hier aufgeführten Produkte aktiv bewerbe, und in diesem Fall eine fehlende Kennzeichnung abmahnbar wäre.