Madeira Cheatdays
Ernährungsupdate oder Reisebericht?
Eigentlich ist dies hier ein Ernährungsupdate, vielmehr stelle es den Auftakt zu dem was ich im Feb. 2018 als Ernährungsupdate festgehalten habe. Es erzählt von einem Hotelurlaub und seinen Tücken und schwärmt aber auch ein wenig von der Insel Madeira.
Und es ist vermutlich angebracht, an dieser Stelle gleich einmal einen Disclaimer zu setzten, ich bin nämlich der portugiesischen Sprache nicht mächtig, nicht einmal rudimentär. Gut, ich kann mittlerweile einen Kaffee, bevorzugt „Galão„ (ein Espresso mit Milch) und ein Törtchen, bevorzugt „Pastel de Nata„ (Blätterteigtörtchen mit Pudding) bestellen und komme mit meiner Bestellung der Originalaussprache so weit hin, dass Damen und Herren hinter den Theken wissen, was ich will, doch mögliche Fehler bzgl. Übersetzung oder Interpretationen portugiesischer Namen oder Bezeichnungen liegen komplett bei mir.
Ich habe zwar die Tage, mit Begeisterung den portugiesischen Koch-TV-Sender „24Kitchen.pt„ verfolgt, dabei so einiges aufgeschnappt und bin innerhalb kürzester Zeit ein Fan der Moderatorin Filipa Gomes geworden, ich konnte die Sprache jedoch lediglich als zusätzliches atmosphärisches Ambiente in mich aufnehmen. Verstanden habe ich rein gar nichts. Die Sendungen zu verfolgen hat trotzdem Spaß gemacht.
Aber zurück zum Anfang: Ich komme gerade aus Madeira zurück. Und obwohl auch auf Madeira gerade Winter ist und nicht alles geblüht hat, so war es eine Wohltat, für die Seele und das Auge, in den Farben, Formen, Pflanzen und Blüten der Insel zu schwelgen. Und sich, nach gefühlten 3 deutschen wolkenverhangenen und sonnenlosen Monaten, vergewissern zu können, dass es da irgendwo tatsächlich noch eine Sonne gibt.
und das Wetter?
Das Wetter war durchwachsen, Regen folgte dem Sonnenschein so schnell, dass man manchmal gar nicht nachkam Regenschirme ein und auszupacken und vielleicht war es auch ein bisschen zu kühl für Madeira; zumindest wenn man nach den Einheimischen geht, die sich, in ihre Version von „Wintermäntel„, eingepackt hatten und allesamt froren, während die Touristen, vor allem die aus Ländern des nördlichen Europas, in kurzen Hosen und T-Shirt, die wohltuende Wärme genossen haben.
Good.
Not so good.
was gab es zu sehen?
Und wir wollten Wandern, viel wandern. Oh, definitiv sind wir viel gelaufen, was letztendlich wohl auch der Grund war, dass meine Waage heute viel freundlicher zu mir war als befürchtet.
Wandern auf Madeira, entlang der Levadas, der Wasserkanäle.
und was gab es zu Essen?
Eigentlich hatten wir den Urlaub moderat low carb geplant, so wie wir uns eben die letzte Zeit ernährt haben. Aber das mit dem low carb hat ungefähr bis zum Mittag der Anreise gehalten. Da gab es nämlich im Flugzeug, erstaunlich wohlschmeckende Vollkornbrot-Sandwichs.
Und, weil es unser erster Madeira Aufenthalt war und wir der Bequemlichkeit wegen Halbpension in einem der großen Hotels gebucht hatten, gab es da auch noch das Hotel-Buffet.
Tatsächlich wäre es auch überhaupt kein Problem gewesen, sich einigermaßen ordentlich low carb durch das angebotene Buffet zu futtern. Morgens mit englischem Frühstück, Bacon, Ei und Käse, und Abends mit Gemüse und Fleisch und Fisch des Tages.
Aber … da kannten wir die portugiesischen Bolos (portugiesisch, Kuchen, wobei auch „Brote„, bzw. „Brötchen„ als Bolo bezeichnet werden) noch nicht und haben mal wieder gründlich unterschätzt, was Urlaubsstimmung und „man muss sich auch mal was gönnen„ anrichten können.
Nicht ganz so low carb wie geplant. Aber wer kann schon bei einer solchen „Bola“, übrigens 1 Kugel, für 1,50 € und Triamisu, schon nein, sagen.
Hätte das Vollkornbrot-Sandwich, insbesondere da ich nur die Hälfte davon gegessen habe, im Flugzeug gerade noch irgendwie in meinen low carb-Plan gepasst, was das am Abend angesichts der Kuchen, Törtchen und Puddings auf dem Hotel Buffet Geschichte.
Keine Frage, vermutlich aus reiner Gewohnheit, habe ich die ersten Tage noch versucht, mein Bestes zu tun. Doch spätestens nach 2 Tagen konnte auch ich nicht mehr so tun als ob; das hier würde eine gnadenlose Cheatday-Woche werden, sowohl auf die Größe der Mahlzeiten, als auch die Menge der KHs bezogen.
Dabei war es durchaus verblüffend, wie gut mir die ganze KHs-Schlemmerei bekommen ist. Ich hätte überhaupt keine Probleme mit der Verdauung. Nur ein halber Protein-Riegel, den ich in einem ziemlich dämlichen Anflug von „vielleicht sollte ich mal etwas kürzertreten mit dem ganzen Zucker„ gegessen hatte, der hat sich mit sofortigen Problemen gerächt.
Ich kann nur vermuten, dass ich nach all den vielen strikten low carben Monaten und Jahren mein Verdauungssystem so weit reanimiert habe, dass ich so eine Woche KH-Überschuß ganz wunderbar wegstecken konnte.
Ich erinnere mich noch an einen Frankreich-Urlaub, im Herbst 2014, damals war ich erst ein 3/4 Jahr auf low carb, hatte ich mit massiven Problemen zu kämpfen hatte, als ich einem Croissant zugesprochen hatte.
Allgegenwärtig auf Madeira: Strelitzien, auch „Papageienblume“ oder „Paradiesvogelblume“.
Nun ist es das eine ein paar carbs zu cheaten (wenn man diesen dann tatsächlich nur cheated und danach wieder on track ist?), das andere jedoch ein Hotel-Bufett.
Ich würde sagen, dass mich hier mal wieder mein Schlauch gerettet hat. Auch wenn er mir/ich ihm regelmäßig Schmerzen bereitet hat.
Oh, heute kann ich schon viel besser meine Portionen einschätzen. Und doch lag da regelmäßig so viel auf meinem Teller, dass ich es a) nicht geschafft habe und b) regelmäßig Magenschmerzen bekommen habe, weil es eben doch zu viel war.
Ein kleines Problem war im Urlaub auch das Trinken. Zu Hause habe ich mir angewöhnt 3 l Wasser am Tag zu trinken. Im Urlaub, wenn wir viel unterwegs waren, kam ich manche Tage gerade mal auf 1 l.
Richtig, ich habe da einen Schaden weg, wegen dieser Durchfall-und-Unterwegs-Toiletten-suchen-müssen-Sache und wegen all der Probleme, die ich in meinem Leben schon mit meiner Verdauung hatte. Aber deswegen praktisch zu dehydrieren ist nicht klug.
„high tea“ in Madeira.
und wie ist das mit dem Essen und Trinken gleichzeitig?
Und dann ist da ja auch immer noch das Schlauchmagen „Trinken und Essen gleichzeitig“-Problem, was ich in meiner gewohnten Umgebung sehr gut zu händeln weiß, mit dem ich aber immer wieder aneinander gerate, wenn ich unterwegs und/oder in Gesellschaft bin.
Mir ist es am liebsten, wenn es im Restaurant dann doch mal etwas länger dauert, solange nur die Getränke flott serviert werden. Dann kann ich gut Essen und Trinken trennen.
Beim Frühstück im Hotel wurde es jedoch zum Stress für mich. Nun mag man ja nicht stundenlang im Hotelrestaurant sitzen, schließlich will man den Tag über auch noch was erleben. Aber, wenn der Partner bereits aus gefrühstückt hat bis der eigene Kaffee Trinktemperatur verfügt und dann fertig mit den Hufen scharrt. Ist das nicht hilfreich.
Und dann gab es zum Abend auch noch Wein. Guten Wein. Auf den ich nicht verzichten wollte, ich war ja im Gönner-Modus. Auch hier wieder, ein Ambiente in dem man nicht den ganzen Abend verbringen möchte und ein eifriger Tischnachbar, hilft nicht Essen und Trinken zu trennen. Schon gar nicht, wenn man – weil man den ganzen Tag unterwegs war – Durst hat.
Ach ja, noch was, apropos Alkohol auf Madeira. Einmal vom wunderbaren Madeira abgesehen, gibt es dort auch ein traditionelles – ziemlich höllisches Zeugs – namens Poncha; wobei ich nicht die in Flaschen abgefüllte und im Supermarkt zu kaufende Variante meine, sondern die in einer kleinen Bar, im Hinterland an der Theke, direkt vor dem Genuss gemixten und gründlich verquirlten Zubereitung. Dem „good stuff„ eben. Dazu ein paar Erdnüsse und warme Hühnerinnereien; was sich nun vielleicht sehr absonderlich anhört, aber recht gut miteinander harmoniert hat. Aber, oh my God, das Zeug hat reingehauen! Von so wenig (Poncho wird zum Glück in recht kleinen Gläsern serviert) war ich noch nie so schnell betrunken. Gut, ich trinke seit Jahren kaum noch Alkohol (habe es eigentlich auch so für die Zukunft vor) und vertrage zurzeit wenig, aber ich hatte durchaus das Gefühl, dass sich hier ebenfalls mein Schlauchmagen bemerkbar gemacht hat. Denn nach einer halben Stunde war der Spuk wieder vorbei; was auch ein (wenn auch zweifelhafter) Vorteil sein kann, oder? Ich kann mich an einem Abend mehrmals, für kurze Zeit betrinken. Das ist nicht nur recht kostengünstig, wobei so ein Poncha lediglich mit 2 € zu Buche geschlagen ist, sondern ich habe auch noch Chance zwischendrin immer wieder nüchterne Moment mitzunehmen.
Madeira ist definitiv eine Reise wert. Reisen mit Schlauchmagen, Verdauungs- und Nahrungsmittel-Empfindlichkeiten und low carb kann hingegen definitiv seine Tücken haben – wenn einem dabei auch oft nur der eigene Kopf im Wege steht.
ein kleiner Nachtrag:
Seit Madeira waren wir nicht mehr im Hotel in Urlaub, sondern stets in Ferienwohnungen. Und siehe da, auf einmal klappt das wieder mit den Portionen und dem Trennen von Essen und Trinken. Nur die unterwegs immer zu wenig Trinken-wegen-der-Toiletten-Situations-Sache wird sich vermutlich auch nicht mehr ändern.