Wanderlust
Erfreulicherweise hat es gerade so geklappt, dass ich alle Interview-Videos des Low Carb X Online Kongress schauen konnte, bevor wir uns zum Wandern aufgemacht haben.
Nach Österreich, ins Montafon ging es, und zwar mit der Gruppe, mit der ich bereits 2013 dort war, mit Höchstgewicht! Damals konnte ich den anderen nur zuschauen, wie sie sich zum Wandern aufgemacht haben, den Hotelpool nutzen, meinen täglichen Übungsweg, die Straße runter, vom Hotel zur Hauptstraße gehen, bzw. keuchen, lesen und warten.
Es war eine für mich unglaublich wichtige Erfahrung, seelisch, wie körperlich, wieder dort zu sein, in selben Hotel, mit derselben Gruppe – UND mitlaufen zu können. Und ich habe zu mehr als einer Gelegenheit schwer mit den Tränen der Trauer über mein vergangenes Selbst zu kämpfen gehabt. Trotzdem war es eine überaus heilsame Erfahrung, die ganz Tief ging, und mir immer noch einen Kloß im Hals beschert.
(Gaschurn, im Montafon)
Nach 4 Tagen Touren laufen, über viele Höhenmeter, war ich zugegebenermaßen geschafft. Was jedoch nicht nur an der ungewohnten Anstrengung lag, sondern auch daran, dass ich nicht den Schlaf hatte, den ich normalerweise zur Regeneration brauche. Es ging wegen des etwas problematischen Wetters immer sehr früh los und das Abendessen zog sich regelmäßig bis spät nach 22 Uhr. 4 oder mehr Gänge wollen schließlich verputzt werden.
Von wegen Essen. Noch ein Problem. Das frühe Frühstücken, das viele Essen außerhalb, auf den Hütten, und die abendlichen Gänge, die zudem ordentlich in die KH-Kiste gegriffen haben… Dabei war ich gut vorbereitet, mit einem kleinen elektrischen Milchschäumer für den Butterkaffee, selbstgemachtem Nussmüsli, mitgebrachtem Backwerk, Protein, Nüssen und Riegeln. Und das war auch alles prima. Sogar das Personal hat sich, nach anfänglichen Schwierigkeiten, der Wunsch keine Kohlenhydrate essen zu wollen, ist doch zu exotisch für professionelle Köche und Servicepersonal, wirklich um uns bemüht. Und das ungewohnte wenige trinken, schließlich wollte ich auf dem Berg und mit der Gruppe nicht ständig hinter die Büsche springen müssen; insbesondere wo es davon so wenige gibt, knapp über der Baumgrenze. Und die alte Angst unterwegs plötzlichen Durchfall zu bekommen, schwang da natürlich auch immer noch mit.
Mit alldem ging es nicht so gut. An einem Abend hatte ich solche Magenschmerzen, dass ich knapp davor war das nächste Krankenhaus aufzusuchen, weil ich wirklich Angst hatte, dass etwas mit meinem Schlauch nicht in Ordnung ist. Und auch mein Mann hatte am Ende richtig Probleme gehabt, sodass wir fast schon erleichtert waren, dass es nur 6 Tage (mit An- und Abreise) waren, die es zu überbrücken galt.
Solche Ausflüge, so unterhaltsam es auch war in der Gruppe zu laufen und sich bei geführten Touren entspannen zu können, so werden sie für uns vermutlich eher Ausnahmen bleiben. Für die nächste Tour, wir wollen im Herbst in die Fränkische Schweiz, werden wir uns wohl wieder eine Ferienwohnung nehmen.
Die Touren bin ich übrigens spielend und ohne große Probleme gelaufen. Ich bin dabei nicht übermäßig ins Schwitzen und Schnaufen gekommen und konnte, wann immer ich es darauf angelegt habe, mit den flotten und geübten Bergwanderern mithalten. Und lachen konnte ich dabei auch noch!
Da ich mich dabei jedoch voll aufs Laufen konzentrieren musste, schließlich habe ich immer noch 90 kg + Gepäck den Berg hochzutragen, entging mir eindeutig zu viel von der Umgebung. So bin ich die meiste Zeit auf genüsslichen Wanderpfaden gewandelt, habe mir Zeit für Ausblicke genommen und bin hinten bei den Schlusslichtern mitgelaufen. Es ist halt gänzlich was anderes, nun wo ich mitlaufen KANN und freiwillig das Ende „markiere“.
Ein Genuss waren diese Touren übrigens auch, weil ich mittlerweile hervorragende und perfekt eingelaufene Schuhe habe (wir erinnern uns an den letztjährigen Wanderurlaub und an meine Blasen) und auch meine Wander-Ausrüstung immer gehobener wird. Am Berg merkt man einfach, dass sich Qualität auszahlt.
Das ich dabei eher wie ein rot-weißes Sonnenbrand-Zebra aussehen, ist eine andere Sache.