Warum trinken dann doch wichtig ist….
Ich habe gelernt, dass der Durst, das mit dem Trinken schon regelt (alte Menschen ausgenommen, den im Alter verliert sich das eigene Durstgefühl). Greift man ein, kann es sogar sein, dass man es übertreibt und zu viel des Guten kann auch beim Trinken ein Problem sein.
Tatsächlich hatte eine ganze Weile lang das Gefühl es evtl. mit der Flüssigkeitsaufnahme zu übertreiben, da es mir immer schwerer fiel auf die von mir gesetzte (sehr hohe) Trinkmenge zu kommen. Aber dazu später mehr.
Dabei waren mir Trink-Probleme fern, zumindest auf die Menge von 1,5 l Flüssigkeit pro Tag bezogen. Schon früher konnte ich Wasser, (damals noch) Saft oder Tee problemlos weggluckern. Vermutlich war das damals auch notwendig, um meine heftigen Durchfälle ausgleichen.
In den Monaten und Jahren kurz nach meiner Schlauchmagen-OP allerdings hat sich mein Durst und damit mein Trink-Verhalten jedoch geändert – genug zu trinken, wurde zu einer komplizierten Angelegenheit. Und das höre ich auch von vielen anderen Adipositas-Operierten.
Noch im Krankenhaus wurde ich dazu angehalten, nach und vor den Mahlzeiten jeweils 30 min nichts zu trinken. Logisch, denn wenn der Magen mit Trinken voll ist, passt ja nichts anderes mehr rein und Nährstoffmängel sind vorprogrammiert.
Aber das hätte man mir gar nicht so nachdrücklich sagen zu brauchen, denn bei mir geht es gar nicht mehr anders. So passt für mich etwa Frühstücken UND Kaffee trinken einfach nicht mehr zusammen.
Ich musste mir angewöhnen, morgens erst meinen Tee oder Kaffee zu trinken und erst später, mit einem gewissen Abstand zu Frühstücken. Das gilt natürlich auch für die anderen Mahlzeiten und ist mir bis heute (5 Jahre nach der OP) auch so geblieben.
Bei 4-5 Mahlzeiten am Tag, sind das schon mal 4-5 Stunden des Tages, an den man, will man es korrekt nach Empfehlung machen, nichts trinken darf. Trinkt man dann nicht diszipliniert nach Plan, weil man keinen Durst hat, es schlicht und einfach vergisst, oder sich die Pausen zwischen den Mahlzeiten lieber für Kaffee oder Schwarzen Tee aufhebt, kann es schon mal sein, dass die Wasserflasche, die ganze Woche über „reicht“.
Apropos: Entgegen weit verbreiteten Gerüchten entziehen weder Schwarzer Tee, noch koffeinhaltiger Kaffee dem Körper Wasser. Beides darf also durchaus in die tägliche Trinkmenge angerechnet werden. Für mich jedoch habe ich beschlossen, dass Tee und Kaffee in meiner Trinkmenge außen vorbleiben müssen, Wasser und Kräutertee von nun am im Fokus stehen – ganz besonders nach meiner Erfahrung der letzten Woche.
Mir war es gar nicht aufgefallen, doch seit der OP letztes Jahr ging es bei mir mit der Trinkmenge schleichend abwärts. War es im letzten Sommer noch relativ leicht ans Trinken zu denken, etwa weil ich schwitzte, so wurde es im Winter immer schwieriger. Richtig klar ist es mir erst nach der letzten Woche geworden, wie wenig ich tatsächlich nur noch getrunken habe, als der „Overkill“ bei mir zugeschlagen hat: Verstopfung der feinsten Sorte.
Verstopfung bezeichnet eine unregelmäßige Stuhlentleerung, mit harten und zu trockenen Stuhl. Sie entsteht dann, wenn der Stuhl zu träge durch den Darm transportiert wird und ihm auf seinem langsamen Weg zu viel Wasser entzogen wird. Das schlimmste Ergebnis kann ein Darmverschluss sein.
Erschwerend kommt hinzu, wenn der Darm etwa durch eine OP, wie bei mir, Verengungen ausweist oder gar eine chronische Darmerkrankung vorliegt. Sprich, ich habe eine Scheiß Angst vor einem Darmverschluss, der mir im Krankenhaus, nach der Darm-OP 2009, für die Zukunft bereits prophezeit wurde.
Als mir am 5. Tag meiner Toiletten-Abstinenz so langsam dämmerte, dass ich ein echtes Trinkproblem haben könnte, habe ich kurzerhand einen „Fasten“-Tag eingelegt, um mich endlich einmal so richtig aufs Trinken konzentrieren zu können.
Ich weiß nicht, wie viel Flüssigkeit ich an dem Tag heruntergewürgt habe, aber mein Körper hat jeden Tropfen davon aufgesaugt und mir am Abend endlich die Möglichkeit zur Entleerung gegeben.
Mein Darm allerdings hat mir diese „Wüsten-Therapie“, erst zu Trocken, dann Überschwemmung, sehr übel genommen und fast eine Woche mit Blut im Stuhl reagiert. Da ich das leider, aus der Vergangenheit, zur Genüge kenne, hat mich das weniger in Panik versetzt als die 5 kg, die ich in der Zeit zugenommen habe! In Worten FÜNF kg! Okay, es ist nur Wasser! Aber OMG!
Mein Gastrologe (den ich wegen des Crohn, in diesen Fragen immer direkt anspreche) hat mir nun zur Stuhlregulierung mindestens 14 Tage morgens Flohsamenschlaen und abends ein Ballaststoffpräparat „verordnet“, bis wieder alles geregelt und von alleine funktionieren kann – und für die Zukunft ausreichend Trinken.
Deswegen habe ich mir nun einen Trinkplan zu Recht gelegt, der mir vorschreibt, wann ich was und wie viel zu trinken habe. Und ich kann euch sagen, dass das eine echte Herausforderung ist!
Übrigens, neben dem „zu wenig Trinken“-Problem, machen viele Adipositas-Operierte auch immer wieder die Erfahrung, dass zu wenig Fett in der Ernährung ebenfalls zu Verstopfung führen kann.
In unserem früheren übergewichtigen Leben haben wir gelernt, dass Fett böse ist und unbedingt gemieden werden muss. Etwas was auch in mir tief verankert ist – und damit schlicht ein Problem. Denn zu einem ist Fett gar nicht so böse, wie uns lange eingeredet wurde, zum anderen essen wir als Schlauchmagen & Co-Patient eh völlig anders, vor allem was die Menge betrifft.
Aber zurück zum Thema. Nach meiner „Wüsten-Therapie“ hatte ich die Herausforderung angenommen mich auf eine „sichere“ Trinkmenge zu steigern. Und an sehr disziplinierten Tagen ist mir das auch gelungen. Sommerliche Temperaturen und viel Sport waren dabei gute Helfer.
Meine neusten Erfahrungen mit der TCM, der traditionellen chinesischen Medizin, haben mir jedoch näher gebracht, dass der Flüssigkeitsbedarf eines Körpers individuell ist und es eben nicht immer notwendig ist, so viel Wasser in sich reinzuschütten. Zumal zu viel zu trinken und ständig an einer Wasserflasche zu „nuckeln“ eben auch nicht gut für die Nieren sei.
Heute gehe ich einfach mal davon aus, dass für mich damals diese Überwässungerungs-Kur wichtig war. Mittlerweile merke ich jedoch, dass ich einfach nicht mehr so viel trinken kann und das Maß unbewusst wieder auf meine gewohnten ca. 2 l + extra bei Sport zurückgefahren habe.
Mein Appell an alle Adipositas-Operierte bleibt jedoch: Trinken ist wichtig! Nicht nur fürs allgemeine Wohlbefinden, sondern auch um dem Darm seine Arbeit zu erleichtern. Deswegen bleibt skeptisch was euer Trinkgefühl betrifft. Kontrolliert es lieber hin und wieder und macht euch ggf. einen Trinkplan.