Höhenflüge
Ich habe keine Flugangst oder anderweitige Probleme mit dem Fliegen, aber der begeisterte Flieger war ich noch nie (und werde es wohl auch nicht werden). So hatte ich auch keine Probleme damit, als ich mich vor 3 Jahren damit abgefunden hatte mit 200 kg Körpergewicht nie wieder in einen Flieger zu steigen und meinen Urlaub fortan in einem mit dem Auto erreichen Radius zu verbringen. Ohnehin sind meine Oberschenkel einfach zu lang um einigermaßen komfortabel in einem Kurzstreckenflieger sitzen zu können (wie ich wiederholt erkennen konnte), außerdem, auch mit 150 kg war fliegen nicht wirklich ein Vergnügen.
So saß ich also 2008, für einen Kurztrip nach Edinburgh, das letzte Mal in einem Flieger – unbehaglich eingequetscht-überquellend und nur durch die Tatsache gerettet, dass ich mein dünnes Kindlein neben mir zu sitzen hatte und so 1 ½ Sitzplätze belegen konnte. Bis wir Anfang Januar 2018 spontan beschlossen haben, etwas Sonne zu tanken.
Erfreulicherweise konnten wir für den Rückflug XL-Sitze buchen, die eine gute Investition und unbedingt zu empfehlen sind, aber für den Hinflug waren alle bereits belegt. XL-Sitz bedeutet, dass man über den Tragflächen, an den Notausgängen sitzend, viel Beinfreiheit genießt und sich auch mit dem gefürchteten Flugzeugtischchen etwas mehr Bauchfreiheit verschaffen kann. An der Breite der Sitze ändert aber auch ein XL-Sitzplatz nichts. Im Gegenteil, da diese Sitze geschlossene Seitenwände haben, kann sich das eigene Hüftgold nicht rechts und links auf andere Sitze schmuggeln, sondern bleibt schön auf dem eigenen.
Trotzt der Beteuerung eines Freundes – du wirst sehen, fliegen ist was ganz anderes, mit dem aktuellen Körpergewicht – so wollte und konnte ich das einfach nicht glauben. Und hieran wird erneut deutlich, wie sehr ich in meinem Kopf noch dick bin und wie verschoben immer noch mein Selbstbild ist.
Bis ich im Flieger saß. Und das Tischchen, was ich noch nie, noch nie in meinem Leben in seinem vollem Umfang runterklappen konnte, sondern stets nur schräg auf meinen Bauch auflegen konnte, was das Essen von einem dieser Tabletts, wie sie in Fliegern genutzt werden, zu einer logistischen Herausforderung macht.
Ich also Tischchen runter, Tischchen hoch. Breites Grinsen. Tischchen runter, Tischchen hoch. Erneut breites Grinsen. Tischchen runter, Tischchen hoch. Noch breites Grinsen. Und so weiter und so fort. Bis mein Mann gedroht hat mich aus dem Flugzeug zu werfen (keine Drohung, er saß ja am Notausgang), wenn ich nicht gleich damit aufhöre mit den Tischchen zu spielen. Ich darauf: Tischchen runter, Tischchen hoch. Breites Grinsen.
Auch mein Hintern, der im Sitzen aufgrund der reichhaltigen hängenden Hautfalten doch eine geräumige Größe bekommt, passte auf in den Sitz, und zwar auf seinen eigenen, und zwar komplett und ohne sich heimlich auf den Nebensitz zu schummeln. Sicher, hier besteht noch optimierungsbedarf. Ich würde zu gerne sehen, dass er (also mein Allerwertester) so in den Kurzstreckenflug-Sitz passt, dass er rechts und links noch etwas Luft lässt. Es muss nicht viel sein, da bin ich nicht übermäßig anspruchsvoll, aber etwas davon, wäre schon klasse.
Ergo, ich fliege wieder und es ist einfach nur großartig.