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Meine „liebsten“ low carb-Mythen

Ich bin von jeher einer ganze Reihen an Fehleinschätzungen, Irrglauben und Mythen aufgesessen, wenn es ums Abnehmen ging (und geht).

Ich denke, dass all dem zugrunde die Hoffnung auf ein Wunder lag. Ein Wunder, das mich wie von Zauberhand schlank werden lässt, ohne, dass ich auch nur einen Jota meines (Lebens-, Ess- und Bewegungs-)Verhaltens dafür ändern muss. Und ich werde weiterhin gemütlich in meiner Komfortzone verharren können.

Doch auch, nachdem die ersten Diät-Mythen gefallen sind, ich endlich aufgewacht bin und klarer den je in Sachen Diät sehe, so sind doch immer noch genug davon da, hartnäckig und präsent. Ja mitunter kommt es sogar vor, dass sich, still und heimlich, neue davon einschleichen.

Es hat lange, wirklich sehr lange gedauert, bis ich low carb ist die beste und einzige Diät, die funktioniert“ aus meinem Kopf hatte. Doch es dürfte jedoch kein Wunder sein, dass ich den low carb-Gedanken derartig penetrant in die Welt hinausgetragen und begeistert propagiert habe. Schließlich hat diese Ernährungsform mir mein Leben wieder zurückgegeben und dafür bin ich dem low carb-Konzept dafür zutiefst dankbar.

Die Wahrheit ist jedoch, dass „low carb“ lediglich ein möglicher Weg ist eine Diät und/oder Ernährungsumstellung zu anzugehen. Low carb funktioniert nicht besser oder schlechter als jede andere Diät auch, solange ein Kaloriendefizit vorliegt. Denn grundsätzlich gilt, wenn du weniger ist, als du verbrauchst, nimmt du ab.

Ja, ich weiß, das ist eine grobe und verallgemeinernde Aussage – aber boah, das musste ich erst eine ganze Weile sacken lassen bis es bei mir angekommen war.

Was mich direkt zu einem weiteren meiner Lieblings-Mythen führt: wenn es nur kohlenhydratarm ist, kann ich so viel davon essen, wie ich will und nehme trotzdem ab.

Wie schon so oft in meiner Vergangenheit habe ich mich auch hier, die Augen vor der Wahrheit verschlossen und mich einfach an dem „Wunder low carb“ festgeklammert. Rückblickend gesehen war es vielleicht noch nicht mal so ganz so unsinnig, für mich persönlich. Denn so konnte ich mich, ohne zusätzlichen Druck jede Kalorie abzählen zu müssen, erst einmal ganz und gar auf meine Ernährungsumstellung konzentrieren.

Dass ich jedoch im Herbst 2015, bei meinem ersten Ketose Versuch, immer noch daran festgehalten habe, obwohl mir tief in meinem Inneren längst klar war, dass das so eben nicht stimmt, kann ich jedoch nicht anders als Dummheit bezeichnen. Aber gut, heute wissen wir, dass ich mich an diesen und anderen Punkte sogar noch bis ins Frühjahr 2016 geklammert habe, bis mir „Fettlogik überwinden“ diesen Zahn gezogen hat.

Abends keine Kohlenhydrate“ (siehe auch „Schlank im Schlaf“ von Dr. Pape) war zunächst kein Konzept für mich. Da wir von jeher unsere Hauptmahlzeit Abends eingenommen haben und mir damit die Möglichkeit entging, mir die geliebten Kohlenhydrate Mittags reinzuschieben, wie es das Programm empfiehlt, war das ein absolutes „no go“.

Als ich jedoch Anfang 2014 meine Ernährungsumstellung anging, zu dem Zeitpunkt bereits wusste, dass mir morgens Kohlenhydrate besser bekommen als abends, griff ich auf das Konzept zurück. Denn infrage gestellt hatte ich es nie – he, schließlich war es eine Diät, die vielen beim Abnehmen hilft!

Um zu verstehen, warum es völlig egal für mich ist, wann ich die Kohlenhydrate weglasse, Hauptsache ich reduzierte sie grundsätzlich, und warum das Konzept trotzdem funktionieren kann, hat es eine Weile gebraucht.

Zu dem Thema Ketose war meine Logik im Herbst 2015: wenn kohlenhydratarm gut ist, ist noch kohlenhydratärmer noch besser. Und gemäß diesem Vorsatz habe ich mich damals aufgemacht 14 Tage Ketose „zu proben“ – in der Zeit habe ich tatsächlich meinen uHu geschafft – dann aber sofort abgebrochen, als das Gewicht auf der Waage wieder leicht hochging. Siehe: Anke in Ketose

Womit wir bereits bei einem weiteren Irrglauben von mir sind: eben mal 14 Tage in die Ketose hüpfen und alles ist gut. Funktioniert nur leider nicht so.

Auch low carb, paleo, lchf, ketogene Ernährung in einen Topf zu werfen war so eine Sache, die letztendlich mehr Probleme bereitet hat, als gelöst. Alles einmal gut verrühren und daran glauben, dass es schon passt. Nun, ganz so ist es dann doch nicht. Tatsächlich gibt es signifikante Unterschiede. Diese mögen in der Regel kein Thema sein, werden aber dann zum Hindernis, wenn man ein Ziel verfolgen will, zb. Abzunehmen. Dann ist man meiner Erfahrung nach gut damit beraten einer Diät zu folgen und nicht mehreren.

Aber wie und wann isst man dann am besten eine low carb Mahlzeit? „Besser 4 kleine Mahlzeiten als 1 große“, „3 Mahlzeiten und 2 Zwischenmahlzeiten“ oder doch „lieber 1 große“? Egal ob es sich um Uhrzeiten oder Mahlzeiten-Frequenz dreht, nach einem Plan essen kann Hilfreich sein. Ich habe das lange so befolgt und es hat mich dabei unterstützt mir gesetzte Ziele zu erreichen. Nun jedoch ist genau das zum Teil meines Problems immer wieder „zwischenrein“ zu essen geworden. Aus Angst vor der Waage (aber hier spielen auch andere Glaubenssätze mit hinein) habe ich mir nie erlaubt auf mich selber zu hören. Meinen ganz persönlichen Essensrhythmus zu finden und damit auch meinem Hunger und Sättigungsempfinden eine Chance zu geben. Ein Kampf um Vertrauen in mich selbst den ich täglich mit mir führe.

Es ist nun nicht direkt eine low carb-Mythe, aber für mich spielt sie hier auch mit rein. Denn bevor ich endlich ganz und gar verstanden, begriffen und akzeptiert habe, dass ich ohne Kaloriendefizit grundsätzlich kein Gewicht verlieren kann, war für mich klar: Diäten nicht funktionieren.

Zu verstehen, dass nicht per se „Brigitte Diät“, „Kohlsuppe“, „Glyx“, „Weight Watchers“, „low carb“ oder „high carb“ verantwortlich ist, ob ich abnehme oder nicht, war die härteste Nuss, die ich in den letzten Jahren zu knacken hatte. Aber auch hier wieder, Vorsicht vor der vereinfachten Darstellung. Eine Kalorienbilanz mag die Basis sein, doch heute weiß ich, dass es das längst nicht allein ist.

Auch das mit der Eigen-Verantwortung war so ein Ding. Aber warum auch, schließlich ist es bequem, ich war dazu erzogen und daran gewöhnt. Es ist nun mal einfacher „Patient“ als „Mensch“ zu sein.

Ich denke heute, dass es für mich und den langen Weg, den ich zu beschreiten hatte und noch habe, durchaus dienlich war diese Mythen zu pflegen. In vielerlei Hinsicht hat mir mein Fehlglaube, das Vertrauen darauf und die Hoffnung daran geholfen, die ersten Schritte auf dem Weg zu gehen. Doch im Laufe der Zeit und meiner Entwicklung wurde es immer dringlicher sie abzulegen und die Wahrheit zu verstehen und anzuerkennen.

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