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Mohn-Schmand-Kuchen-Katastrophe

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Nusszopf-Desaster, Stollen-Dilemma und Mohn-Schmand-Kuchen-Katastrophe, was sich wie die Titel von „Eberhofer“-Romane der Autorin Rita Falk anhören, sind meine jüngsten Abenteuer in Sachen „ich bin mir ziemlich sicher, dass es mir nicht bekommt und esse es trotzdem“. Seit meinem SASI-Umbau vor 3 Monaten ist nichts mehr so wie es war und das ist ein Teil des Problems. Ich bin immer noch dabei, die Situation kennenzulernen und auszuloten; und dass dabei nicht alles glattlaufen kann, ist auch okay für mich.

Vom Lehren daraus ziehen

Doch grundsätzlich stellt sich die Frage, warum ich das mit den Kuchen-Unglücken immer wieder mache? Vielleicht, weil ich einfach nicht begreifen will, warum zwei Scheiben Nusszopf oder Stollen, oder wie im jüngsten Fall etwas Mohn-Schmand-Kuchen solch desaströse Auswirkungen auf mich haben? Oder weil die Folgen erst immer viele Stunden nach dem Genuss auftreten? Mein Gehirn scheint da eine Verbindung zu verweigern, aus der es möglicherweise lernen könnte. Ich stelle mir das so vor: wenn man sich verbrennt, kommt die Lehre in Form von Brandblasen sofort. Bei einem blauen Flecken, den man erst einen Tag später entdeckt und an den man sich nicht mehr erinnern, wo man sich diesen geholt haben soll, zieht es kaum eine Lehre nach sich. Schließlich weiß man ja nicht mehr welche Ecke man sich angerannt hat, ergo kann man diese auch nicht für ein mögliches nächstes Mal meiden.

So in etwa geht es mich auch mit den Kuchen-„Unglücken“. Es schmeckt so gut und erst mal ist auch alles gut. Ich fühle mich wohl, gesättigt und zufrieden. Ich esse etwas, brauche aber nicht alles davon. Der Genuss eines Stücks Kuchen ist also mit gutem Empfinden verbunden. Und das hält so eine ganze Weile an. 5 – 6 Stunden später geht’s dann los. So zumindest bei der „Mohnkuchen-Schmand-Kuchen-Katastrophe“, die auszubaden es eine furchtbare Nacht und drei weitere Tage brauchte. Auch das „Stollen-Dilemma“, mit einem halben Tag Bauchschmerzen und Unwohlsein, kam deutlich zeitverzögert. Nur das „Nusszopf-Desaster“ hat mich relativ zeitnah für 3 Stunden auf die Couch gezwungen.

Die Folgen sind Magen- und Bauchschmerzen, Durchfall, Blut im Stuhl, schmerzhafte Blähungen, sowie starken Kopfschmerzen, Müdigkeit und Erschöpfung. Für mich eine Kombination aus den Symptomen eines Dumpings, im Zusammenspiel mit den mir seit vielen Jahren bekannten Problemen nach der Diagnose Morbus Crohn und der Ileumresektion. Wenn alles vorbei ist, fühlt es sich an, als hätten meine Gedärme Muskelkater. Aber ich fühle mich dann sofort wieder topfit. So schnell wie der Spuk kommt, so schnell ist er auch wieder überwunden.

An dieser Stelle halte ich es für gegeben, einen Blick auf meine Süße-Frei-Kampagne zu werfen. Ja, ich habe mir auf die Fahne geschrieben, dass ich Süße-frei werden und bleiben möchte. Und es dürfte nicht verwundern, auf Brokkoli und Rinderhackfleisch ist mir das noch nicht passiert. Warum also erzähle ich dann hier erneut etwas von Kuchen? Nun, weil ich es für mich selber und als Beispiel für alle anderen Betroffene auch, für wichtig halte aufzuzeigen, dass niemand perfekt ist. Und es, by the way, auch nicht sein muss.

Vom Fehler machen

Wenn ich früher derartige „Fehler“ (wie Kuchen essen, obwohl ich doch Süße-frei sein will) gemacht habe, dann habe ich sie mir immer gut geredet (Ausnahme, besondere Gelegenheit, wollte nicht unhöflich sein und ablehnen) und mich hinterher dafür bestraft (mit Sport).

Heute übe mich darin, mich nicht mehr für Fehler zu verurteilen, sondern sie als das darzustellen und zu akzeptieren, was sie sind: Fehler. Zwar ereilt mich immer noch eine Art „Strafe“, doch hier zeigt mir mein Verdauungstrakt die Grenzen auf. Damit sind für mich die Folgen von „Kuchen essen“ gewissermaßen „abgekoppelt“ von den mentalen Verschmähungen, mit denen ich mich selbst aufs Schärfste beschimpft habe.

Ich setzte darauf, dass es am Ende dieser Unterschied sein wird, der zu mir durchdringt. Eines der Diagnosekriterien eines (Zucker-)Süchtigen ist, dass er den Stoff über den Punkt hinaus nutzt, der ihn krank macht. Und früher hat das auch für mich gegolten. Es war mir egal, ob es mir mit meinem Sucht-Stoff schlechter ging als vorher.

Doch heute ist mir meine Darmgesundheit wertvoll (zumindest von dem, was noch davon übrig ist). Es mag nach wie vor noch nicht so weit sein, dass ich fähig bin, das 1:1 zu erkennen und umzusetzen. Dafür braucht es, wie mich jüngst meine Freundin wieder einmal erinnert hat, ein bisschen mehr Geduld mit mir.

Ausgerechnet Geduld!

Na wunderbar. Bis mir also die „Unglücksbezeichnungen“ auszugehen drohen, gibt es da mindestens noch Drama, Elend, Verhängnis, Flop, Übel, Debakel, Fiasko, Grauen, Zerstörung, Niedergang und Armageddon. Bis zur „Kuchen-Apokalypse“ bleibt also noch viel Raum zu Fehler.

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