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Susie Orbach – Anti Diät Buch

Werbung, wegen Markennennung

Mein Lieblingszitat: … Sie [die Esssüchtigen] versuchen dauernd „trocken zu werden“ – durch Fasten oder Diätkuren – oder sie greifen zu ihrem Methadon-Ersatz – Quark. …. (Susie Orbach, Anti Diät Buch, Seite 89)

Susie Orbachs „Anti Diät Buch“ wurde 1978 im Original herausgebracht und im selben Jahr in einer ersten Auflage in deutscher Sprache vom Verlag Frauenoffensive veröffentlicht. Ich kann mich nicht mehr genau erinnern, es muss aber in den frühen 1980er gewesen sein, dass ich auf das Buch aufmerksam geworden bin und es das erste Mal gelesen habe.

Es hat damals nachhaltigen Eindruck bei mir hinterlassen, der sich jedoch nur zum Teil als feministische Analyse in meinem Kopf festgesetzt hat. Ich habe es auch als Anleitung genutzt. So habe ich nicht nur die Diätmentalität infrage gestellt, der ich bis zu diesem Zeitpunkt verfolgt bin, sondern auch erstmals Überlegungen zu Stichworten aus dem Buch als Abnahme-Optionen angestellt, wie „verdrahtete Kiefer“ (wozu ich trotz Erwägung keine Möglichkeit sah), „Zellfüllstoffe“ (Watte essen; was ich probiert habe) oder „Adipositas OPs“ (nun,  wir wissen heute, wohin mich mein Weg geführt hat). Wobei die Autorin durchaus deutlich macht, was sie von diesen „abschreckend“ Maßnahme hält.

Ich war also durchaus offen für die feministisch-aufklärenden Gedanken von Susie Orbach, tief in mir jedoch nicht bereit, das Thema „Schlank und Schön durch Diät“ aufzugeben. Heute sind nicht nur 40 Jahre vergangen, sondern auch ich habe mich signifikant verändert. Und gerade deswegen war ich sehr neugierig darauf, das Buch erneut zu lesen.

Wie man unschwer an meinem Exemplar erkennen und an den vielen Zettelchen sehen kann, hat es erneut Eindruck bei mir hinterlassen. Aber es blieb auch nicht aus, dass ich hier und da ein wenig schmunzeln musste und mich in die Zeit zurückversetzt gefühlt habe, in der ich sehr leidenschaftlich „Emma“ gelesen habe. Und Quark als „Methadon-Ersatz“ zu bezeichnen, fand ich auch einfach großartig; ich frage mich da nur, was dann wohl mein Sahne-Quark darstellt, „Speed“ vielleicht?

Ohne an ihrem Werk oder am Feminismus Kritik üben zu wollen, Susie Orbachs „Anti Diät Buch“ ist, was es ist, ein Produkt seiner Zeit. Und keine Frage, manche der Aussagen von Susie Orbach empfinde ich heute schlicht „over the top“; wenn ich diese auch im Hinblick auf die Emanzipationsbewegung der 80er verstehe.

Was für mich heute noch immer Bestand hat, sind die Ausführungen der Autorin zur Mutter-Tochter-Beziehung und der Stellung der Frauen in der Gesellschaft, die sich als Nährende, Liebende und Gebende erfüllt sehen soll.

Und so sehr meine eigene Mutter sich auch gegen den „Muff der 50er Jahre“, wie sie es selber bezeichnet, gewehrt hat, so war sie doch auch die Tochter ihrer Mutter, die wiederum Tochter ihrer Mutter war, und hat auch mir das Gelernte weitergegeben. Allein diese Analyse zu lesen, war hochinteressant. Noch spannender fand ich die Verbindung, die die Autorin damit zu Esssucht schafft; vieles davon verstehe ich heute viel besser als früher.

Ich stimme jedoch nicht mit Susie Orbach überein, dass man alles essen soll „auf das man Appetit hat“, um die Spirale der Esssucht zu unterbrechen. Sicher, es ergibt Sinn (Essen-)Verbote aufzuheben und an deren Stelle (Gefühls-)Aufklärung zu setzten. Doch in einer Welt voller, von der Industrie optimierter und manipulierter Verführungen „Appetit“ (darauf habe ich Lust) von „Ernährung“ (das nährt mich und sättigt mich) zu trennen, ist das für viele von uns Adipösen gar nicht möglich.

Ich bin fest davon überzeugt, dass adipöse Patienten zunächst die biologische Seite ihrer Esssucht angehen müssen, um sich dann den eigenen Traumata und der Verarbeitung von Esssucht-Probleme zuwenden zu können. Doch nach dem „Entzug“ und der „Eliminierung“ von Trigger-Lebensmittel, nimmt eine psychische Aufarbeitung einen wichtigen Stellenwert ein. Und dann ist Susie Orbachs „Anti Diät Buch“, auch 40 Jahre nach Erscheinungsdatum, immer noch aktuell zu lesen.

Anmerkung: Susie Orbachs „Anti Diät Buch“, so wie das „Antidiätbuch 2. Eine praktische Anleitung“ als Erweiterung des Themas, sind seit Jahren oop (out of print) und bisher nicht als ebook erschienen. Die Auflagen waren jedoch stark genug, dass die Bücher auch heute noch günstig im Gebrauchtbuchhandel zu erstehen sind.

Erläuterung

Kennzeichnung als Werbung, wegen Markennennung. Ich habe die hier aufgeführten Produkte selber gekauft und berichte freiwillig darüber. Diese Zusammenfassung spiegelt meine eigene Meinung wider. Grundsätzlich muss in einem solchen Fall nicht gekennzeichnet werden. Es könnte jedoch der Eindruck entstehen, dass ich die hier aufgeführten Produkte aktiv bewerbe, und in diesem Fall eine fehlende Kennzeichnung abmahnbar wäre.

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