Und, was ist nun mit einer WHO?
„WHO“ steht für die Wiederherstellungs-OP der Haut nach einer starken Abnahme. Nachdem ich 2014 operierte worden bin, habe ich mich im Jahr 2016 das erste Mal näher mit einer WHO auseinandergesetzt. Das war, als ich mit 90kg und einem Gewichtsverlust von 103kg, von meinem Hausarzt aufgefordert wurde, wegen meiner Hautfaltenprobleme dringend einen Hautarzt aufzusuchen.
Ich hatte damals das Glück, auf einen wirklich sehr verständigen Hautarzt zu treffen. Er hat den Verdacht meines Hausarztes bestätigt, meine Bemühungen mit „Hausmittelchen“ anerkannt (und nicht als netter Humbug abgetan, wie es mir schon bei anderen Fachärzten passiert ist), meine Bedenken (bzgl. der OP) als durchdacht kommentiert und Selbsthilfegruppen als wirksame „Lieferanten“ für die „richtigen“ Chirurgen-Adressen bestätigt.
Zu meinem großen Bedauern ist dieser Hautarzt einige Zeit später in Rente gegangen und die Ärztin der nachfolgenden Gemeinschaftspraxis, bei der ich einen Folge-Termin wahrnehmen konnte, war genau das Gegenteil. Sie war wenig engagiert und fand es überhaupt nicht lustig, dass ich, die Kosten der Schäden, die ich selber verursacht habe (weil ich übergewichtig geworden bin), nun von der Krankenkasse übernommen sehen möchte (sprich einen Antrag auf Kostenübernahme bei der Krankenkasse zu stellen). Zudem haben mir ihre Behandlungsempfehlungen nicht geholfen. Ergo, ich bin also nicht mehr dorthin.
Erst 2021 habe ich erneut einen Versuch gewagt. Mittlerweile hatte ich wieder um die 115kg und erneut Probleme mit Entzündungen. Diesmal war ich bei einer anderen Ärztin der Gemeinschaftspraxis. Zudem konnte ich zu dieser Zeit gerade auch eine akute Entzündung, an meinen bereits bekannten Problemstellen, zur Kenntnis bringen. Und ich hatte erneut Glück, denn diese Ärztin unterstützte mich nicht nur in meiner Einschätzung, auch ihre Behandlungsempfehlungen sind höchst effektiv.
Mitte 2021 bin ich sogar noch einen Schritt weiter gegangen. Ich habe mich in einem Zentrum für Postbariatrische Chirurgie und Ästhetik vorgestellt. Der Termin war okay und ich hätte mir sogar vorstellen können, mich in die Hände der Chirurgen zu begeben. Doch dann kam der Umbau zum SASI und damit die Hoffnung erneut etwas Gewicht zu verlieren. Eine WHO ist damit für mich erneut in den Hintergrund getreten.
Meine Problemstellen
Was die breite Auflagefläche der Hautfalten im Bereich des Baues betrifft, so ist mein Feind Nummer 1 langes Sitzen, an mehreren Tagen hintereinander. Ich habe das Glück, dass ich immer die Möglichkeit habe, an meinem Schreibtisch aufzustehen; was auch meinen Venen zugutekommt. Hier kommt mir auch mein Höhenverstellbarer Schreibtisch entgegen.
Feind Nummer 2 ist Bein-Bekleidung, die kompressiert, wie Stützstrumpfhosen oder Trainingsleggins, wenn ich sie über mehrere Stunden am Tag trage. Zum Glück benötige ich lediglich Kompressions-Kniestrümpfe und so gerne ich auch Trainingsleggings trage, so kann ich es doch die Dauer des Trainings begrenzen. Und wenn ich wirklich einmal mit meiner Figur prahlen will und mich dafür in eine Spandex-Miederhose oder meine Stützstrumpfhosen quetsche (und diese über einen längeren Zeitraum tragen muss), dann hat das eben seinen Preis.
Eine ganz andere Sache sind die Entzündungen im Unterbrustbereich oder im Bereich der Achseln. Sie sind für mich deutlich schwieriger zu handhaben. Ich besitze kaum ein Bekleidungsoberteil, was so perfekt sitzt, dass die Armlappen nicht am Oberkörper scheuern. Und auch mit den besten Sport-BHs der Welt kann auf Dauer nicht verhindern, dass sich Entzündungen bei mir bilden. Dem hauptsächlich aus Fett bestehenden Brustgewebe hat die Abnahme den meisten Schaden zugefügt. Sicher, ein altmodisches Fischbein-Korsett, das jeder Schwerkraft zu trotzen wüsste, wäre hier perfekt, doch frei atmen und mich frei bewegen können ist mir auch einiges Wert.
Noch problematischer und noch weniger gut zu händeln, ist die immer wieder genutzte Schnittwunde dreier Operationen, eines Kaiserschnittes (1994), der Ileumresektion (2009) und der Hysterektomie (2015). Hier liegen für mich die echten Probleme, denn die Schnittstelle befindet sich genau in der größten Hautfalte, die vom Schambein zum Bauch übergeht. Und es vergeht kaum ein Tag, an dem der Schnitt nicht trotz aller Umsicht an der ein oder anderen Stelle gereizt ist.
On Top kommt ein Nabel, der zum wiederholten Male operiert wurde und immer wieder abreist. Zum Glück habe ich keine Schmerzen, doch mir ist klar, dass das so nicht bleiben kann und es nur behoben werden kann, wenn die Last der Hautfalten entfernt wird und der Nabel nicht mehr unter Spannung steht.

ein seitlicher Blick auf einen Teil
des Hautüberschuss im Bereich des Bauches,
noch mit einem Anteil an Fett.

ein Blick vor vorne auf einen Teil
des Hautüberschuss im Bereich der Hüfte,
bereits mit deutlich weniger Fett.
Meine Behandlung
Im Lauf der letzten 8 Jahre, der Abnahme von 110kg und wieder Zunahme von 25kg, konnte ich beobachten, wie eng akute Entzündungen an mein aktuelles Gewicht, bzw. der „Füllstand“ der Hauptfalten am Bauch mit Körperfett, gekoppelt sind. Während ich um bestimmte Gewichtsstände, wie ca. 115kg eindeutig mehr Probleme mit Entzündungen habe, so sind diese mit den aktuellen 90kg deutlich weniger. Besonders stark waren die Entzündungen bei mir im Bereich der 160 bis 140kg Körpergewicht. Für mich gilt, je weniger Fett in den Hautlappen, umso unproblematischer das Handling. Je weniger Gewicht, desto weniger Leidensdruck empfinde ich.
Doch wie so oft bestätigen Ausnahmen diese Regel. Und zwar nicht nur dann, wenn man sie offensichtlich erwarten würde, im Hochsommer, wenn es heiß ist und man schwitzt. Sondern in jeder Jahreszeit. Und dann ist er mit einem Mal da, der Leidensdruck, da diese Stellen äußert schwer zu behandeln sind. Ich habe selbst zugeschnittene und genähte Läppchen aus Baumwolle genutzt (hat sehr gut funktioniert, solange die Hautlappen noch mit ausreichend Fett gefüllt waren, um die Läppchen zu halten), es mit Binden probiert (unpraktikabel) und Unterwäsche so angepasst gekauft, dass sie als Trennung zwischen den Hautlappen zu liegen kam (sehr unbequem!).
Ich habe es mit Silberwasser (hatte bei mir nur geringe Wirkung), Bepanthen (hatte bei mir nur geringe Wirkung) und Puder (in vielen Fällen sehr hilfreich, es darf nur nicht zu trocken werden!), sowie einer Reihe an rezeptfreien und Verschreibungspflichten Cremes ausprobiert, an deren unzählige Namen ich mich schon gar nicht mehr erinnern kann.
Wenn ich aktuell eine Entzündung nicht mit umsichtiger Hygiene (nicht zu oft waschen und nicht zu wenig, nicht zu feucht und nicht zu trocken werden lassen und, wenn überhaupt, nur sehr milde, duftneutrale Seifen dafür nutzen), dem Einsatz von etwas Puder und dem Tragen von lockerer Bekleidung unter Kontrolle bekomme, dann hat mir meine Hautärztin „Mykundex Heilsabe“ empfohlen. Die ist bei mir hochwirksam und macht in der Regel nur minimale Einsätze notwendig.
Als „Geheimwaffe“ hat sie mir zusätzlich „Prednicarbat acis Creme“ verschrieben. Der Wirkstoff Prednicarbat gehört zur Gruppe der Corticosteroide. Deswegen hat sie mir auch die Warnung mitgegeben, die „Prednicarbat acis“ nur wenige Male und nur 1x täglich anzuwenden. Ich habe seitdem lediglich 1x für eine Anwendung auf das Corticosteroide zurückgreifen müssen. Wie bereits erwähnt, aktuell habe ich nur wenig Leidensdruck.
Und doch sind sich mein Hausarzt und meine Hautärztin darin einig, dass etwa getan werden muss. Sie drängen mich natürlich nicht, doch sie haben mir nahegelegt, das Thema nicht aus den Augen zu verlieren. Mit den breiten Auflageflächen im Bereich der Hautfalten könne man vielleicht noch zurechtkommen, doch für die Problematik der alten OP-Schnittwunde, muss eine Lösung gefunden werden.
Warum also nicht loslegen?
Ich bin in einem Alter, in dem ich keinen Druck mehr empfinde, eine WHO aus optischen Gründen anzugehen; wobei letztes auch ganz klar keine Indikation für eine mögliche Kostenübernahme der Krankenkassen für eine OP darstellt und in diesem Zusammenhang auch nicht erwähnt werden sollte.
Aber auch ich stehe mitunter vor dem Spiegel mit zusammengerafften Hautfalten und stelle mir vor, wie toll ich mit einem flachen Bauch aussehen würde und wie das Fehlen der zusätzlichen Hüften-Hautlappen wirkt. He, ich HABE Hüftknochen! Und doch, ich kann mit dem optischen Problem leben. Ich kann hinnehmen, dass ich Hosen eine Größe größer kaufen muss, um meinen Hautlappen-Umfang verpacken zu können. Und, bis auf sehr wenige Ausnahmen, konnte ich bisher die Entzündungen selber händeln.
Zudem ist da aktuell der immer noch frische SASI-Umbau (2021). Ich möchte erst, dass sich mein Gewicht um einen nachhaltigen Bereich herum „setzt“, bevor ich das Thema erneut erwäge. Denn nichts empfinde ich schlimmer, als mich einer solchen OP zu unterziehen und am Ende doch nicht das Optimum erreicht zu haben.
Ja, und dann habe ich da auch noch äußersten Respekt (wenn nicht zu sagen, sogar ein bisschen Angst) von einer oder sogar mehreren WHOs. So ist es kein Wunder, dass ich vor allem die Schauergeschichten im Kopf habe, die mir bisher zugetragen worden sind und die positiven Eindrücke verdrängen. Nachdem jedoch die Schmerzen und Wundheilungsstörungen überwunden sind und Realität über unrealistische Vorstellungen und Wunschträume gesiegt haben, scheint meinem Eindruck nach Einigkeit darüber zu herrschen, dass es das alles Wert war. So werde vermutlich auch ich mich eines Tages auf eine WHO einlassen.
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