Davor
Als ich das erste Mal etwas von Adipositas OPs hörte, damals war es der Magenband, liegt wohl schon mehr als 15 Jahre zurück. Ich hatte mich damals bereits auf geschätzte 150 kg hoch-diätet und wusste oft weder ein noch aus.
Ich hasste und liebte essen gleichermaßen. Und ich war vollkommen fasziniert und elektrisiert: Spielend Abnehmen? Ohne sich Quälen zu müssen? Für immer schlank sein? Wow!
Darüber hinaus jedoch habe ich das Thema damals nicht reflektiert. Und deswegen bin ich durchaus dankbar, dass mich die damals nicht minder reißerisch gestalteten Meldungen, die von vielfältigen und mir ordentlich angst machenden Komplikationen berichteten, mich so gründlich davon abgebracht haben.
Heute weiß ich, dass ich damals in keinster Weise bereit für einen solchen Schritt gewesen bin. Und so zog sich mein Leidensweg zwar noch eine Weile hin, aber es ist schon was dran, wenn man sagt, dass es für alles eine richtige Zeit gibt.
Zumal ich damals noch ganz andere Probleme hatte, die mich bereits seit meiner Jugend quälten. Phasen von wechselnden Nahrungsmittelunverträglichkeiten, undefinierbaren Schmerzen und Krämpfen meist im Unterbauch und Durchfall, die mich wochenlang in Atem hielten und dann wieder irgendwie in Vergessenheit gerieten, weil alles gut war. Ein Tabu-Thema, dass ich stets in der Annahme, bestärkt durch diverse ärztliche Diagnosen, es sei halt psychisch und man sei halt selber schuld als gegeben hingenommen habe.
So gerne ich auch spielend schlank geworden wäre, so hatte ich doch meine „Probleme“ und mir mit so einem „Magenband“ nicht noch weitere zulegen. Um mich in meiner eigenen Entscheidung zu schützen, drehte ich für mich den Spieß um. Kognitive Dissonanz, nennt man so was, wie ich gelernt habe.
Und während meine Freundin (die damals so etwa 120 kg hatte), mit jeden, der es hören wollte, begeistert die Möglichkeit eines Magenbandes erörterte, entwickelte ich eine absurde hasserfüllte Eifersucht auf jene, die sich trauten. Ich versicherte mir im Stillen, eindringlich und erfolgreich, dass eine Adipositas OP eine schändliche Schwäche, eine feige Schummelei und einen charakterlichen Makel darstelle. Makel, über die ich mich absolut erhaben fühlen wollte.
Seit dem hat sich für mich viel geändert, ich habe mich geändert. Heute ist der Traum von der Erfüllung eines schlanken Schönheitsideals, der realen Dringlichkeit gewichen, meine zweite Lebenshälfte so gesund und munter wie möglich zu verbringen. Und dazu benötige alle Hilfe, die ich bekommen kann.
Am 18. Juni 2014 ist es so weit, ich bekomme einen Schlauchmagen. Meinen Weg dorthin und in eine (hoffentlich) gesündere Zukunft, will ich in diesem Blog festhalten.