Meine 10 erfolgreichsten Entscheidungen, rund um meine Schlauchmagen OP
Ich wurde von einer Patientin, die unmittelbar vor ihrer Adipositas-OP steht, nach meinen erfolgreichsten Tipps für die Zeit um die OP herum, gefragt. Da es immer ein wenig problematisch ist von einem auf den anderen zu schließen, denn was für mich funktioniert (hat), muss nicht auch für andere Sinn machen, bin ich mit Ratschlägen dazu immer ein wenig zurückhaltend – wertvoll ist so Erfahrungsschatz jedoch auf jeden Fall.
Um diesem Beitrag einen Rahmen zu geben, habe ich mich für 10 Punkte entschieden, die sich für mich, im Zusammenhang mit meiner Schlauchmagen OP, als erfolgreich herausgestellt haben und sich zum Teil heute immer noch bewähren. Und da es kein „Weiß“ ohne „Schwarz“ gäbe, finde sich hier mein Beitrag zu meinen 10 größten Fehler, rund um meine Schlauchmagen OP.
Eine low carbe Ernährung
Ich kann, über die 8 Jahre, seit ich operiert wurde, keine konsistente low carb Ernährung nachweisen. Obwohl ich nach wie vor positiven Nutzen aus dieser Ernährungsform ziehe, ist es mir mit den Jahren recht schwergefallen, sie konsequent zu verfolgen. Auch wenn „Food Addiction“ für mich real ist, so ist Motivation nun leider eben einmal endlich.
Aber mehr noch, je weiter ich mich von der OP entferne, umso deutlicher wird für mich, dass es nicht die EINE low carbe Ernährung für mich gibt, sondern dass ich mich vielmehr auf der Skala, von strikt bis moderat, stets bewegen muss, um immer mein bestes Ich zu erleben.
Im halben Jahr vor OP und in den drei Jahren danach hatte die Kombination einer (strikten) low carb Ernährung und der OP für mich die größte Potenz entwickelt. Sie hat nicht nur für mein Verständnis um solche Probleme, wie „Zuckersucht“ und „Triggerfood“ den Grundstein gelegt, sondern mir auch geholfen meinen Proteinbedarf zu decken.
Protein auf dem Teller bevorzugen
Auch meinen Proteinbedarf habe ich über die Jahre nach OP immer wieder vernachlässigt. Um die OP herum hat das Befolgen der „Protein first“-Regel spürbar bei der Sättigung geholfen. Und es hat sich positiv auf die Rückbildung meiner Haut ausgewirkt; wobei hier, meiner Meinung nach, auch die Kombination mit dem intensiv betriebenen Kraftsport eine Rolle gespielt hat.
Mit dem Ausmaß an Körperfett, den ich damals in meinen Speicher mein Eigen nannte, und dem Boost durch die OP (und die damit veränderte Hormonlage) war für mich high protein, low carb und low fat optimal. In den letzten Monaten habe ich jedoch gelernt, auch hier anzupassen. Esse ich (unter meiner heutigen low carb Ernährung) zu viel Protein, erklimmen meine Nüchtern-Blutzuckerwerte unerwünschte Höhen.
Essen und Trinken trennen
Bis zu diesem Tag gibt es, um die Mahlzeiten herum für mich nichts zu trinken. Die Mahlzeiten sind mir einfach zu wichtig für die Nahrungsaufnahme, als dass Wasser den notwendigen Raum dazu füllt, ich zu wenig aufnehmen kann und gleich wieder Hunger verspüre. Auch die Verdünnung, der nach einer Adipositas OP eh schon reduziert vorhanden Magensäure, halte ich, nicht für klug. Je näher es um die Zeit rum und die OP geht, desto wichtiger halte ich diesen Punkt.
Kleine (Kinder-)Teller und kleines (Kinder-)Besteck nutzen
Jepp, ich bin schief angeguckt worden, wann immer ich mit meinem bunten Kinderteller und meinem Kinderbesteck angekommen bin. Und mir war es völlig egal. Als jemand, der schon immer Schwierigkeiten damit hatte, Essen in Höchstgeschwindigkeit in mich hineinstopfen zu wollen, habe große Sicherheit daraus gezogen, nur kleine Menge auf die Kindergabel geben zu können. Ich habe meine Kinder-Geschirrsets bis ca. 5 Jahre nach OP genutzt. Dann erst habe ich mich wohl genug gefühlt, es wegzugeben.
Bewegung (im Alltag) und Sport (Kraftsport)
Um 4-mal die Woche in Sportstudio zu gehen, braucht es Zeit und eine gehörige Portion Gefallen am Kraftsport. Mir war beides vergönnt. Kann man also machen, muss man aber nicht!
Ich möchte an dieser Stelle betonen, dass ich kein Befürworter von Cardio bin. Zum Glück bestand für mich nie die Gefahr, dass ich meine Stunden auf Stepper, Crosstrainer und Laufband verbringe. Sicher, auch ich habe mich mit Intervalltraining auf dem Laufband ausprobiert und eine Zeitlang leidenschaftlich Zumba getanzt. Doch Cardio (vor allem für Menschen, wie ich, die von einem lebenslangen, hohen Gewicht kommen) soll meiner Meinung nach grundsätzlich draußen beim Walken, Spazierengehen und beim Wandern stattfinden. Es darf dabei ruhig auch einmal ein wenig herausfordernd sein, vor allem aber soll es Freude und Entspannung bieten.
Es mag ein wenig ausgelutscht klingen, doch öfters mal das Auto stehenzulassen und zu Fuß oder mit dem Rad Einkäufe und Erledigungen zu tätigen und tägliche 30 min flott zu laufen hat mir sehr geholfen, nach der OP meine lebenslange Feindschaft mit Bewegung und Sport abzulegen.
Veränderungen dokumentieren
Eine zunächst wöchentlich und später monatliche Foto- und Maßband-Dokumentation hat mir nicht nur geholfen meine Entwicklung für mich nachvollziehbar darstellen zu können, sondern auch meine Wiederzunahme besser einschätzen zu können (und ihr damit auch ein wenig den Schrecken zu nehmen). Heute bin ich sehr dankbar, dass ich meine Entwicklung hier auf dem Blog, manchmal vielleicht ein wenig chaotisch, doch immer detailliert festgehalten habe. Nicht nur als Hilfestellung für andere Betroffene, sondern vor allem als Dokumentation für mich.
Supplemente einnehmen
Über die Jahre hat sich die Auswahl und die Dosierung meiner Nahrungsergänzungsmittel immer mal wieder angepasst. Manchmal aufgrund Empfehlungen von Ärzten, Ernährungsberatung oder Heilparktier und manchmal auch wegen meiner N1-Experimente.
Heute noch bin ich entsetzt darüber, welche Mängel ich während meiner Vorbereitung zur OP 2014 aufgetan habe und wie lange es gedauert hat, bis ich die meisten davon wieder im Griff hatte. Mein Vitamin D3-Wert etwa, gerät auch heute noch immer wieder in die Gefahrenzone, wenn ich ihn vernachlässige. Bereits vor Jahren hat man mir einmal sagt, dass einmal Mangel immer Mangel bedeuten kann. Bis heute achte ich auf eine disziplinierte, tägliche Einnahme, der mir empfohlenen Supplemente.
Regelmäßige medizinische Kontrollen
Ich bin kein Freund der Follow ups, wie ich sie in der Zeit nach meiner Schlauchmagen OP erfahren habe. Und ich habe sie bereits in meinem 2. Jahr nach OP nicht mehr wahrgenommen. Ich bin damals mit dem Team, welches mich operiert hat, in eine andere Klinik gewechselt, und war sehr enttäuscht von der Betreuung in dem neuen Rahmen.
Heute weiß ich, dass das nicht immer so sein muss. Vor allem die Follow ups der Adipositas-Zentren, die Universitätskliniken angeschlossen sind, gelten als besonders umfangreich. Mit den Follow ups nach SASI-Umbau bin ich heute ebenfalls sehr zufrieden und sie sind mir aktuell eine hilfreiche Stütze. Für den SASI-Umbau bin ich in mein ursprüngliches Adipositas-Zentrum zurückgewechselt.
Seit OP achte ich darauf, regelmäßige Blutkontrollen bei meiner Endokrinologin wahrzunehmen. Ihre Praxis ist einem, ebenfalls Adipositas-operierenden Krankenhaus angeschlossen und kann damit auf entsprechende Erfahrung zurückgreifen.
Eine SHG besuchen
Besonders in der Zeit vor und um die OP herum war mir die Selbsthilfegruppe eine große Stütze. Nichts geht über den Austausch mit anderen Betroffenen. Ich bin nicht alleine gegen den Rest der Welt.
Ein informierter, eigenverantwortlicher Patient sein
Es ist verlockend und sehr bequem sich in die Hände anderer zu begeben und zu tun, was sie einem sagen. Das Problem entsteht dann, wenn es nicht so funktioniert wie gesagt wurde und die Schuld dafür am Ende beim Patienten abgeladen wird.
Für mich war es eine harte Schule zu lernen, kritischer zu sein und mehr nachzufragen und am Ende meinem Vertrauen auf mich selbst Platz einzuräumen. Kling das überhaupt logisch, glaube ich daran und ist es durchführbar? Zum Fragenstellen, informieren und Eigenverantwortung übernehmen gehört jedoch auch bei Probleme Hilfe erfragen; etwas was mir immer noch schwerfällt.
Meiner Erfahrung nach reicht es nie ein paar Pillen einzuwerfen und auf Besserung zu warten. Ich muss die Verantwortung über meine Gesundheit selber übernehmen. Ich kann diese Aufgabe nicht an andere abgeben. Niemand kennt meinen Körper besser als ich und nur ich kann erkennen, was mir guttut und was nicht. Dazu muss ich mir jedoch Wissen aneignen, ich muss Ehrlichkeit mir selber gegenüber und ich darf die Hoffnung nie aufgeben.