[Status quo] Wieder zu Hause – nach der OP
Aufnahme und Magenspiegelung
Am 17. Juni 2014 war es soweit, es ging auf nach Frankfurt ins Krankenhaus Sachsenhausen, um mir dort einen Sleeve abzuholen. Nachdem wir uns zunächst durch den morgendlichen Berufsverkehr-Stau auf der Autobahn und dann durch Sachsenhausen quälen mussten (wir hatten die falsche Abzweigung erwischt und uns ein wenig verfranzt), ging es zur Aufnahme. Die zog sich, vielleicht auch durch unsere Verspätung, inkl. Magenspiegelung bis beinahe 16 Uhr hin und krönte meinen Tag mit der wunderbaren Nachricht, dass ich, in bis dato in seliger Unwissenheit, einen Gallenstein, einer der eher ein „Brocken“, denn ein „Stein“ sei, mein eigenen nennen darf.
Da ich die Nachwirkungen der Narkose in ein kleines Nachmittagsschläfchen umsetzten konnte, bin ich erst relativ spät wieder auf Station aufgewacht. Und da sich nicht nur meine Mitpatienten, sowie meine Zimmernachbarin, als auf Anhieb sehr sympathisch entpuppten, hatte ich einen sehr entspannten und höchst unterhaltsamen Abend.
OP-Tag
Der OP-Tag kam erst erneut mit einer Wartezeit, die wir uns, meine Zimmernachbarin und ich, faul im Bett liegend so gut es ging mit Konversation vertrieben haben – ein bisschen nervös ist man vor einem solchen Ereignis dennoch natürlich immer.
Schon bei der morgendlichen Visite hatten sich bei meiner Zimmernachbarin, die trotz Sleeve, nach einer Schwangerschaft wieder sehr viel (30-40 kg) zugenommen hatte und nun auf den Umbau zum Bypass wartete, Unstimmigkeiten in den Voruntersuchungen gezeigt. Bereits am Morgen klar war, dass sie nach einer Magenspiegelung am nächsten Tag wieder nach Hause geschickt werden würde. Ich würde also, wenn ich wieder auf Station käme, nicht wissen, wer mich als neue Zimmergenossin erwartete, als ich um 12 Uhr, ausgestattet mit meiner Beruhigungspille, Richtung OP geschoben wurde.
Das waren in dem Moment allerdings nicht meine Sorgen: So im Vorraum des OPs liegend bekam ich zum ersten Mal seit ich das Projekt angegangen bin „kalte Füße“. In meinem Pillen-Rausch erwog ich gerade vom Tisch zu steigen und wieder zu gehen, als der Anästhesist kam und mir keine Zeit mehr für mein Vorhaben ließ. (Womöglich hat er meine Fluchtgedanken auf meiner Stirn ablesen können und schnell zugeschlagen ;-), andererseits wäre eine Flucht oder gar ein Widerspruch meinerseits zu dem Zeitpunkt eh gar nicht mehr möglich gewesen.)
Gegen 14 Uhr, so erzählte man mir, sei ich auf der Zwischenstation (Wachstation) „angekommen“, das erste Mal so richtig wach, wurde ich jedoch erst so gegen 15.30h. Dem folgte ein Dämmerschlaf, in dem ich aus lauter Angst vor Schmerzen (die tatsächlich gar nicht da waren) fleißig gebrauch der angebotenen Schmerzpumpe machte – und mir dabei fürchterlich schlecht wurde. Erst gegen 18 Uhr war ich wach genug und so klar im Kopf, dass ich den Zusammenhang erkennen konnte. Von dem Moment habe ich die Pumpe aus der Hand gelegt und nicht wieder angefasst.
Ich war vollkommen verschwitzt, dass ich aufstehen, mich waschen, Zähne putzen und mich mit einem erfrischenden Gel einreiben konnte. Erstaunlicherweise (ich hatte nach der „offenen“ OP 2009 ganz andere Erfahrungen gemacht) war das Aufstehen und Bewegen nach dieser laparoskopischen OP überhaupt kein Problem.
Nach weiteren verschlafenen 6 Stunden, es war mittlerweile Mitternacht, hatte ich anscheinend, in meinem wirklich sehr komfortablen und bequemen Krankenhaus, so verspannt gelegen, dass ich erneut darum bat aufzustehen, mich mal zu recken und frisch machen zu dürfen.
1. Tag nach OP
Der Rest der Nacht verging im Stundenrhythmus, mit dem für meine Ohren betäubenden Lärm und enormen Druck auf den Arm, des Blutdruckmessgerätes. Wirklich erholsam war diese Phase für mich nicht wirklich. Trotzdem bin ich um 9 Uhr wieder raus aus dem Bett und dürfte diesmal sogar einen Rundgang durch die mittlerweile beinahe wieder leeren, die meisten Patienten waren bereits zurück auf Station, Wachstation machen, der mir postwendend einen Schlummer verlieh. Um 11 Uhr war ich wieder oben auf meiner Station in einem – außer mir versteht sich – leeren Zimmer. Was im Übrigen auch bis zu meiner Entlassung so blieb. Die nächsten Tage habe ich oft in der Sitzecke auf dem Gang verbracht, konnte mich jedoch immer in meine Ruhe zurückziehen. Was mir die Vorteile – meine Ruhe – und die Nachteile – meine Ruhe – eines Einzelzimmers vor Augen geführt hat.
Der Rest des Tages verging mit Spaziergängen auf dem Gang, Nickerchen, Toilette (der Katheder war bereits auf der Zwischenstation gezogen worden), Spaziergang, Nickerchen, Toilette …. Derweil durfte ich 200 ml Wasser in kleinen Schlucken, über den Tag verteilt trinken, was gar nicht einfach war, denn ein Tröpfchen zu viel verursachte mir umgehend leichte Übelkeit. Ansonsten war ich den Tag komplett schmerzfrei; wobei ich anmerken muss, dass ich jedoch über die, über den Tag verteilten, Infusionen nach wie vor eine Schmerzmittel bekam.
2. Tag nach OP
Der 20. Juni 2014 begann, nachdem die Routine auf Station abgehandelt war, mit einer überfallartigen „Entführung“, der mich, quer über den Hof, völlig außer Atem, ins Zimmer der „Bariatric Nurse“ versetzte. Hinter dem Titel steckt eine Pflegeexperte/in für Adipositas und Bariatric (Adipositaschirurgie), die, mit mir und der Gruppe um mich, relevante medizinische und medikamentöse Abläufe durchsprach. Wie ich hinterher feststellen konnte wichen ihre Empfehlungen teilweise vom dem ab was ich in den anderen (älteren?) Unterlagen gelesen und von Ärzten gehört hatte, sodass sich in meinem, zu dem Zeitpunkt schon recht müden Kopf ein ziemliches Information-Chaos bildete, vom dem ich beschloss, es zu Hause in Ruhe zu sortieren und zu recherchieren.
Nachdem die Bariatric Nurse in dem Wirbelwind verschwunden war, in dem sie aufgetaucht war, kam die Ernährungsberaterin dran. Ihre Schulung war sehr viel entspannter und vielleicht deswegen auch interessanter. Sie erläuterte die Empfehlungen des Krankenhauses was die Ernährung direkt nach OP betrifft, nämlich eine vierwöchige Flüssigphase, 2-3 Tage Umstellung und dann normale Nahrung, Vitamin- und Mineralstoff Supplementation und einige allgemeine durchaus interessant erklärte körperliche Abläufe, bzw. deren Auswirkung auf unsere Ernährung und andersherum.
Kaum zurück auf der Station wartet schon der Arzt mit gezücktem Ultraschall, nur um festzustellen, dass ich nicht nur einen Klunker in der Galle haben, sondern bald eine ganze Gallenstein-Kette mein eigenen nennen kann – na, klasse.
Ansonsten konnte er jedoch keinerlei Probleme erkennen, woher auch? Bis auf die übliche Atemlosigkeit, die einem eine Narkose noch einige Tage mit auf den Weg gibt, ging es mir wirklich gut.
Den Nachmittag vertrieb mir mein Mann, der wegen seines zu diesem Zeitpunkt ungünstigen Arbeitsplanes und des doch etwas weiteren Weges nicht vorher kommen konnte. Der Abend jedoch war verdammt langweilig. Während durch die offenen Fenster die Partygeräusche der Großstadt und Grilldüfte umliegender Gärten hineindrangen, wäre ich eigentlich bereit gewesen nach Hause zu fahren und mich nach 4 Tagen Internet-Abstinenz endlich wieder an meinen heißgeliebten Rechner zu setzten. Stattdessen habe ich mit Frank Zander (auf rbb) ein wenig in den musikalischen 80zigern gestöbert und mich nach einer Weile recht gut mit Alphaville und Shakin Stevens amüsiert.
Ab dem 2. OP-Tag war trinken frei; mit Mühe und Not habe ich einen je einen halben Liter Wasser und Fencheltee geschafft, wobei das Schlucken im Lauf des Tages immer besser und besser ging und auch kein Magengrimmen mehr verursachte.
3. Tag nach OP
Den 3. Tag beherrschten vor allem die Langweile und der Eindruck wie beängstigend gut es mir ging. Nach meiner so völlig aus dem Lot geratenen OP 2009 war das eine komplett neue Erfahrung. Mittlerweile funktionieren wieder alle Körperfunktionen, was angesichts der Tatsache, dass ich noch gar nichts gegessen hatte, irgendwie faszinierend war.
Mit „Essen“ ging es heute wieder los: Frühstück 3 Teelöffelchen Milchmix, Mittagessen erneut ein paar Löffelchen Suppe (sehr lecker) und in 2 Portionen, über den Abend verteilt, 50 g Joghurt. Ein Hungergefühl hatte ich nicht, jedoch grummelt mein Sleeve von Zeit zu Zeit leicht und ab um Nachschub – zumindest interpretierte ich es so. Ein Schluck Wasser jedoch – und Ruh war.
Für den Nachmittag haben meine Eltern meine Unterhaltung übernommen, da ich jedoch noch zu unsicher war, bzgl. der gerade in Fahrt gekommenen Verdauung, fühlte ich mich sicherer in der Nähe der Toilette, sodass wir das schöne Wetter gar nicht recht nutzen konnten. Wäre eine tolle Gelegenheit gewesen, sich einmal, wenigstens ein kleines Stück weit, auf dem all-samstäglichen Flohmarkt auf dem Frankfurter Schaumainkai, um die Ecke, umzusehen.
Am Abend dann die freudige Nachricht, dass ich eine Nadeln weniger im Arm hatte und duschen durfte; eine sehr ermüdende Prozedur, doch insgesamt einfach wundervoll!
4. Tag nach OP
Nach einer geruhsamen Nacht, die Partypeople draußen hatte ich im Laufe der Nacht jedoch ausschließen und die Fenster dicht verrammeln müssen, in Seitenlage, begann auch schon mein letzter Tag im Krankenhaus.
Das Frühstück ließ ich gleich mal aus, irgendwas mit Zimt – puh, da ist mir sofort schlecht geworden, zu Mittag habe ich dann jedoch sensationelle 10 Teelöffelchen Suppe (wieder sehr lecker) genießen können. So langsam entwickelte ich auch ein Gespür dafür, wann und wie mein Sleeve mir anzeigt, dass es genug ist. Ein Ziehen an der Speiseröhre, zumindest fühlt es sich so an, war das Zeichen zum Löffeln niederlegen.
Die Visite bestätigte eine erstklassige Wundheilung meiner 4 getackerten und genähten Löcher im Bauch. Ich habe euch hier einmal ein Foto gemacht, damit ihr euch eine Vorstellung machen könnt:
Blut- und Entzündungswerte, die im Rahmen liegen und einen weichen Bauch, laut Ärztin alles so wie es sein soll.
An diesem Tag bestritten noch einmal mein Mann und mein Sohn die Nachmittagsunterhaltung, die uns zunächst ins Café, um meinen ewig hungrigen Sohn zu füttern, und dann an den Spieltisch zu einer Runde Rummikub führte.
Abends erneut ein paar Löffel Suppe, später Joghurt und eine nicht so erholsame Nacht, den mich plagten ziemliche Kopfschmerzen.
Entlassungstag
Wie ich bereits nachts vermutet hatte, weswegen ich mir noch in der Nacht meine übliche Blutdruck-Medikamentation aufgelöst und getrunken hatte, erwiesen sich die Kopfschmerzen als ziemlich hoher Blutdruck. 160/100 hatte ich schon lange nicht mehr gehabt. Es würde noch bis in den Mittwoch hinein dauern bis meine Medikamente, die ich über die OP hinweg nicht gebraucht hatte, bzw. nicht genommen hatte, wieder so richtig wirken würden.
Morgens ging alles flott von der Hand, Visite, Wiegen, erneute Wundkontrolle, Frühstück und Entlassungsbrief, um 9.30h war ich fertig und kaum hatte ich mich zum Zeitvertreib in meiner Sitzecke im Gang niedergelassen kamen auch schon meine Eltern um mich abzuholen und nach Hause zu bringen.
Mein Tag war dann allerdings noch nicht vorbei, nach einem Nickerchen, der Vormittag hatte mich recht müde gemacht, zog ich los meine Anschlussmedikamente zu besorgen, was gar nicht so einfach war.
Wegen einer 2009 entwickelten Heparin-Intoleranz musste ich auf ein anderes Blutgerinnungshemmungmittel eingestellt werden, was ich noch 14 weitere Tage spritzen muss. Leider hatte die Apotheke und alle anderen im Umkreis diese Mittel in der für mich verschriebenen Dosierung nicht vorrätig. Mir war gar nicht wohl bei der Sache, aber ich würde 24 Stunden aussetzen müssen und hoffen, dass mich die doppelte Dosierung, die ich im Krankenhaus noch erhalten hatte, über die Zeit bringt.
Und dann stellte sich der Magenschutz (Omeprazol), den ich bekam als recht große Kapsel dar; eigentlich sollte ich ja alle Medikamente mörsern und in Wasser aufgelöst zu mir nehmen. Nach einer Recherche im Internet, beschloss ich es einfach zu wagen und das Ding im Ganzen zu schlucken; was funktioniert hat. Daraufhin habe ich auch angefangen meine Blutdruckmedikamente lediglich in kleine Stückchen gebrochen zu schlucken und nicht mehr in Wasser aufgelöst zu trinken (was wirklich widerlich ist).
Wieder zu Hause hatte ich meinen Speiseplan dann auch um Proteinshakes und Quark erweitert. Viel ist es nach wie vor nicht was ich esse, aber dafür geht das Trinken wirklich gut. Bereits um 21 h lag ich wie ein gefällter Baum im Tiefschlaf.
Mein Fazit zum Aufenthalt im Krankenhaus Sachsenhausen
Ich habe mich im Krankenhaus Sachsenhausen in Frankfurt sehr wohl, behütet und überaus wohl betreut gefühlt. Das helle und in freundlichen Farben gehaltenen Zimmer, der geräumige Badezimmer, sowie meiner Größe und Gewicht angepasste Bett, dass extra für mich geholt worden war, empfand ich als richtigen Luxus. Der Glücksfall Einzelzimmer war natürlich toll, doch hätte mich in dem großzügigen Zimmer auch eine Nachbarin kaum stören können. Der sehr schön angelegte Innenhof lud zum Verweilen bei angenehmen Temperaturen und generell herrlichem Wetter ein. Ärzte, Schwestern und Pfleger und unser Schulungspersonal hat sich stets viel Zeit genommen Fragen zu beantworten und Hilfestellungen zu geben. Das hier und da Wartezeiten entstehen würden, habe ich im vorne herein mit eingerechnet, das bringt ein Krankenhausbetrieb nun einmal eben mit sich. Im Nachhinein hätte ich mir lediglich gewünscht, dass man mich ausreichend mit Nachfolgemedikamente ausgestattet hätte (eine Runde Pflaster, sowie einmal Magenschutz bekam ich mit auf den Weg), die mir zu Hause mehr Zeit verliehen hätten.
Ergo: Ich kann das Krankenhaus Sachsenhausen für Adipositas-OPs absolut empfehlen.
Ich denke jedoch, dass ein erfolgreicher Aufenthalt nur dann gelingt, wenn der Patient bereits im Vorfeld offene Fragen aus dem Weg geräumt (siehe meine Zimmernachbarin, bei der Unstimmigkeiten aufgetreten sind und die wieder nach Hause geschickt wurde) und somit in jeder Hinsicht optimal vorbereitet ist.
Status quo (eine Woche nach OP)
Wiegetag: 23. Juni 2014 = 175,9 kg (Krankenhaus Waage) (Start: 192,6 kg /Jan 2014)
4 kg hat mich die Woche gekostet. Ich rechne jedoch damit, dass ich, wenn ich zu Hause nach und nach wieder etwas mehr essen kann, nochmals leicht zunehmen werde. Warten wir es ab was meine Waage nächsten Wiegetag sagt.
Ansonsten geht es mir richtig gut. Ich habe keine Probleme beim Schlucken, komme mit der Trinkmenge ganz gut hin und schaffe mittlerweile 100 ml Proteinshake pro Mahlzeit (schließlich will ich so schnell es geht wieder fit werden), Quark und Suppe gehen auch gute 10 Teelöffelchen. Ich werde zwar noch schnell müde und brauche meine Mittagsschläfchen und außerdem jucken die Pflaster, bzw. bleiben dieselben wohl immer wieder an den Tackern hängen, was etwas ziept und auf die Dauer nervt. Was bin ich froh, wenn die am Montag rauskommen! Aber das sind meiner Meinung nach eher Luxus-Probleme. 😉