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Wie viel kannst du essen – ein Teller-Vergleich

Ich meine es durchaus provokant, damit, wie ich diesen Beitrag betitelt und ihm bewusst eine Auswahl meiner Teller-Bilder hinzugefügt habe. Im Herzen soll es hier jedoch um ein Plädoyer dafür gehen, genau solche Teller-Vergleiche zu unterlassen und die Nase nur in den eigenen Teller zu stecken. Andererseits kann es aber auch hilfreich sein, über den Tellerrand zu schauen. Und gerade das machte es zu einer solchen Herausforderung. Hol dir Orientierungspunkte, aber lasse dich davon nicht beeindrucken. Du bist, immer der einzige, der zählt.

So viel isst du?

„Hast du gesehen, was die sich alles auf den Teller geladen haben? Und das so …. (setzte hier den Zeitraum deiner Wahl ein) …. kurz/lang/Monate/ Jahre nach ihrer OP?“

„Ich, (setzte hier den Zeitraum deiner Wahl ein) …. kurz/lang/Monate/Jahre nach meiner OP, schaffe nicht so viel.“

Kaum sitzen ein paar Bypässe oder Schlauchmägen an einem Tisch, wird verglichen welche „Mengen“ da so verspeist werden. Ich finde das furchtbar. Und noch furchtbarer, dass ich schon immer Probleme habe, mich diesem „Wer isst weniger“-Wettbewerb zu entziehen.

Ein Wunder ist das nicht, denke ich, denn am Ende zählt eben immer nur: wer weniger isst, wird auch weniger werden, oder?

kleine Teller, lange Wege

Und hier komme ich auch ins Spiel. Denn auch ich habe in diesem Punkt nichts unversucht gelassen und vor allem nach der OP, hat sich bei mir auch alles darum gedreht.

Nur um das deutlich zu machen, ich bereue es nicht, fast 5 Jahre lang von Kindertellern gegessen und Kinderbesteck genutzt zu haben. Doch heute haben auch meine Teller wieder „Normgröße“. Irgendwann war ich und mein Magen einfach aus den Kindertellern herausgewachsen und das Kinderbesteck schartig geworden. Nur den Kinder-Esslöffel nutze ich auch heute noch gerne; optimale Menge, perfekte Form, angenehmes Mundgefühl.

Auch ist es keine Fehlerentscheidung, dass man bei uns zum „Essen fassen“ in die Küche muss. Schüsseln und Platten (oder Töpfe und Pfannen) stehen schon lange nicht auf den Esstisch, sondern bleiben in der Küche. Wer Nachschub will, dem bleibt nichts anderes übrig als später erneut in die Küche zu gehen. Von der Familie wird das befürwortet, denn diese Hürde zeigt ihre Wirkung; zumal das Wohnzimmer samt Esstisch maximal weit von der Küche entfernt ist.

Flauheit siegt.

da waren die Augen mal wieder größer als der Magen

Aber zurück zum Tischgespräch unter Operierten – weil alte Gewohnheiten nur schwer abzulegen sind und Vergleiche gezogen werden, fällt mein Blick auch immer gleich auf den Teller, den ich vor mir stehen habe. Und das spontane Urteil lautet immer eindeutig: zu voll.

Aber nicht nur, weil ich da grundsätzlich ein kleines Problem, mit Buffets, Augenmaß und Portionsgrößen habe, dabei auch mein umherschweifender Blick unweigerlich auf den Übersichtlich dekorierten Teller meines Gegenübers fällt.

Vergleiche, Neid und Schadenfreude

Du hast zugenommen? Kein Wunder, wenn du so viel essen kannst!

Wir können einfach nicht anders, wir müssen andere klein halten, um uns damit groß zu fühlen. Das ist nicht schön, aber das liegt nun mal in unserer Natur. Ich versuche trotzdem mich soweit es geht aus diesem „Spiel“ rauszuhalten.

so wie ich esse, so bin ich.

Meine Exit-Strategie um mich diesen wenig hilfreichen Gedankenmustern zu entziehen ist zunächst ein Blick auf die Figur des Gesprächspartners, der das Thema aufgebracht hat. Hat er eine ähnlich stattliche Figur, wie die meine, hat sich das Thema für mich erledigt.

Ich bin mir bei einer solchen Beurteilung ziemlich sicher, dass mein Gegenüber seine überschaubaren Portionen nur vortäuscht; wobei ich ihm gar nicht mal eine böse Absicht unterstellen möchte, vermutlich geschieht das völlig unbewusst.

Aber eben so sicher, wie ich mir meiner Figur, bei meiner Ernährung bin, bin ich mir ebenfalls sicher, dass auch die stattliche Figur meines Gegenüber Kalorisch von irgendwas erhalten werden muss. So wie ich esse, so bin ich.
(Auch wenn sich im Einzelnen, nicht unerhebliche Unterschiede ergeben, u.a., nach Hormonlage, Ernährung und Bewegungsprofil, so heißt es doch grundsätzlich: so wie ich esse, so wiege ich auch.)

Wenn mir also jemand erklärt, dass er seine Kilos mit 3 Salatblätter zusammenhält, dann halte ich Skepsis für angebracht. Entweder es besteht dringender Verbesserungsbedarf, was den Stoffwechsel betrifft oder es wird gelogen  unterschätzt, das die Balken biegen.

gestörte Wahrnehmung

Wir sind alle ein bisschen mehr oder weniger verkorkst, was Essen betrifft – auch weil das was wir essen, immer seltener auch „Nahrung“ ist, also etwas was „nährt“, nicht nur mit „leeren“ Kalorien füllt. Auch deswegen liegen Welten zwischen dem was uns als Optimum gepredigt wird, unseren Wünschen und unserer Realität.

„Wir neigen dazu Portionsgrößen zu unterschätzen“, so die Studienlage. Das mag richtig sein, aber mal ernsthaft, habt ihr euch schon mal Portionsgrößenangaben auf Lebensmitteln angeschaut? Wer isst schon 25g Gummibärchen oder hört nach 30g Chips auf und wem reichen 30g Cornflakes? Das klingt nicht nur nach reiner Willkür, sondern kann es ja wohl auch nicht sein, oder?

Wir können aber auch Portionsgrößen überschätzen! Ich muss da immer an eine Unterhaltung mit einer (normalgewichtigen) Dame zurückdenken, die darüber klagte, dass sie ein Leben lang immer vom Untergewicht bedroht gewesen wäre, dabei würde sie doch „so viel essen“.

Erst als ich detaillierter nachgefragt habe, wann sie was isst und wieviel davon, wurde mir und ihr klar, dass das völlig normalen Mengen waren. Und definitiv weniger als ich esse. Wahrnehmungen sind nun mal höchst subjektiver Natur.

Vergleiche unter Tellern

Wann immer ich Vergleiche anstelle, sind Neid, Missgunst und Eifersucht auf die Erfolge anderer schlechte Berater. Vielmehr muss ich einen Blick auf die Parameter dahinter werfen. Und ich muss mich fragen welche Ziele der andere verfolgt, welches sind meine sind und was ich tatsächlich dafür tue?

Sicher, auch heute noch bin ich überzeugt davon, dass sich die Zeit nach einer Adipositas-OP am besten nutzen lässt, indem am so lange wie möglich, so kleine Portionen als möglich isst. Und dann mag es auch ganz nützlich sein, sich mit anderen Patienten zu vergleichen oder sich Vorgaben von Adipositas-Zentren zu orientieren. Doch der Tag, an dem sich die Spielregeln ändern, wird unweigerlich kommen und dann zählt nur noch das, was auf dem eigenen Teller liegt.

Lesetipp

Ein Buch, das mir bei meinem Verständnis von Gewohnheiten sehr geholfen hat, war Charles Duhiggs „Die Macht der Gewohnheit – Warum wir tun, was wir tun“. Es ist leicht verständlich geschrieben und zeigt an vielen amüsanten Begebenheiten und vielen durchgeführten Studien was es so mit unseren Gewohnheiten auf sich hat und auch, wann wir uns über- oder unterschätzen.

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