Skip to content

(Neue) Gedanken zur Flüssigphase vor OP

Auch wenn das Thema mich aktuell nicht betrifft, ich habe meinen Schlauchmagen im Juni 2014 bekommen und stehe aktuell vor keiner OP-Vorbereitung, welcher Art auch immer, so komme ich doch immer wieder in Kontakt mit Menschen, die noch vor ihrer OP stehen, für die die „Eiweißphase“ Thema ist und die mich nach meinen Erfahrungen fragen.

Dabei ist es evtl. ganz interessante zunächst einmal einen Blick in folgenden [Status quo] zu werfen, den ich kurz vor meiner OP geschrieben und indem ich mich gefragt habe, wozu es gut sein soll, mich durch eine schmerzhafte Gehörgangs- und Mittelohrentzündung zu quälen und gleichzeitig eine „Gemüsesuppen/Flüssig-“Phase einzuhalten, die mir nichts als Durchfall bringt und mich deshalb zusätzlich schwächt?

Halten wir also fest: ich habe meine „Flüssigphase“ nach 4 Tagen abgebrochen. Und trotzdem von den Ärzten eine wunderbar „geschrumpfte“ Leber und damit gut OP-Bedingungen bescheinigt bekommen. Warum, nun dazu später mehr.

Um es vorneweg zu nehmen und erst gar keine Zweifel aufkommen zu lassen, selbstverständlich halte ich eine „Eiweißphase“ (psmf-Diät (protein-sparing modified fast), HSD-Diät (High-Speed-Diät) oder auch als „Flüssigphase“ bezeichnet) vor OP für absolut sinnvoll. Ich finde, dass sie eine sehr effektive (Crash-)Diät sein kann, wenn sie korrekt ausgeführt wird und die über eine 4wöchigen OP-Vorbereitungsphase, das beste herausholen kann. Und ich stelle sie auch nicht infrage, wenn sie vom behandelnder Krankenhaus empfohlen wird.

So geht es mir auch nicht um das „Für und Wider“ einer solchen, sondern darum, dass ich denke, dass man sie so machen kann, aber nicht so machen muss. Denn meiner Meinung nach und das bestätigt mir auch meine Erfahrung, tut man sich viel einfacher, wenn man sich nicht 4 Wochen, sondern min. 4 Monate Zeit dafür nimmt. So kann man sich langsam und nachhaltiger mit einem Ernährungs-, Diät- und Lebensstil ausprobieren, der einem liegt und auch die Wahrscheinlichkeit, dass man sich damit eingewöhnt und ihn dauerhaft fortführen kann, ist viel höher. Dass man sich dabei an die Grundsätze einer Eiweiß-betonten Diät halten soll, dürfte außer Frage stehen.

Zudem denke ich, dass die Bezeichnung „Flüssigphase“ immer wieder von Patienten falsch interpretiert wird und damit unnötige Verunsicherung und Verwirrung stiftet.

Also, warum wird eine „Eiweißphase“ oder besser gesagt eine „Eiweißdiät“, vor einer AC-OP durchgeführt? Sinn und Zweck ist es, die Leber zu „schrumpfen“. Sie soll möglichst schnell und möglichst viel „Fett“ verlieren, damit der Chirurg bei der OP besser an ihr „vorbei“ kommt.

Und wie soll das erreicht werden? Durch eine (in der Regel 4wöchige) Crash-Diät – eine Kalorienreduzierte (ca. 1000 kcal), low carb, low fat und high protein-Ernährung.

Und wie setzt man so etwas um? Nun, könnte ich, mit dem Wissen und der Erfahrung (auch in Bezug auf, was ich vertrage und was nicht), die ich heute habe, erneut eine solche Vorbereitungsphase vor AC-OP, durchführen, dann würde sie für mich so aussehen:

Ich würde für mich, für eine 4wöchige Eiweißdiät, 1200 Kalorien ansetzten, davon:

ca. 600 Kalorien in ca. 150 g Eiweiß anlegen, u.a. zur Sättigung und für einen bestmöglichen Muskelerhalt, in der Diät. Als bevorzugte Quelle würde ich mit Wasser angerührten Protein-Shakes wählen, Magerquark, Hüttenkäse, Ei, bzw. Eiklar, Huhn, Seefisch und Tofu.

ca. 400 Kalorien, würde ich in ca. 30 – 40 g Fett investieren, u.a. für den Geschmack. Meine bevorzugten Quellen wären Weidebutter, natives Kokosfett, natives Olivenöl.

ca. 200 Kalorien, würde ich für 50 g Kohlenhydrate nutzen, für die Ballaststoffe und für das Volumen und damit einen vollen Magen. Ganz klar, hier stände hauptsächlich grünes Gemüse auf dem Plan, Spinat, Brokkoli, grüne Bohnen, Wirsing, Grünkohl, Salat und Gurke usw., aber andere Kohlenhydratarme Gemüsesorten, wie Blumenkohl, Weißkohl, Chinakohl usw.

Dabei wären natürlich auch „flüssige“ Mahlzeiten angesagt, schließlich sind Proteinshakes geradezu als Diät-Ernährung prädestiniert und selbstverständlich auch Suppen (wenn man sie gut verträgt). Zudem gälte es auch, mich mental darauf vorzubereiten, wenn nach der OP tatsächlich nur „Flüssig“ für mich angesagt ist (um den neuen Magen oder Darm, samt Nähten zu schonen, als Kostaufbau, wegen der grundsätzlich guten Verträglichkeit).

Aber auch in Formular-Diäten gibt es, in der Regel, neben 2-3 Eiweißshakes am Tag, eine „richtige“ Mahlzeit; „richtige“ in Sinne der Eiweißdiät natürlich!

Und tatsächlich läge ich damit absolut in Bereich der Empfehlungen, der AC-Ärzte und ihrer Kliniken! Es sind die Mythen, Logiken und Missverständnisse, die unreflektiert von einem zum anderen Patienten getragen werden und am Ende derartige Blüten treiben, dass alles „flüssig“ zu sich genommen werden MUSS, sprich das (normale) Essen püriert werden muss, täglich Tütensuppen auf den Tisch kommen oder ausschließlich Eiweißshakes getrunken werden, nur um einer „Flüssigphase“ zu entsprechen. Als Dankeschön gibt es die Mutter aller Verstopfungen gratis dazu oder wie bei mir, Gemüsesüppchen-Durchfall. Na, dann viel Spaß damit!

Klar, wenn man Tütensuppen liebt oder püriertes Steak – nur zu! Doch dann sollte sich keiner wundern, wenn nächste Fressanfall schon um die Ecke lauert, Cheaten zum Tagesritual wird und am Ende mehr, satt weniger Kilos die Waage schmücken und die Leber noch etwas Speck mehr hat.

Was ich auch immer wieder höre, ist das Argument, dass sich so der Magen schon einmal an flüssige Nahrung „gewöhnen“ kann. Hm, zuletzt dachte ich, dass das genau sein Job ist, Nahrung flüssig machen? Also was soll dagegen sprechen, ihn bis zur OP seiner Aufgabe nachgehen zu lassen? Wobei auch ich selbstverständlich weiß, dass man sich unmittelbar, also ein paar Tage vor einer Magen- und Darm-OP, keine Schweinshaxe mit Sauerkraut mehr rein pfeifen sollte. Hallo! Das sagt uns doch schon allein der gesunde Menschenverstand, das solch „schwere“ Kost etwas kontraproduktiv sein könnte, oder?

Deswegen, schaltet das Ding zwischen euren Ohren ein! Ich hätte ich es damals mal gemacht, wäre mir sehr viel Verunsicherung und Zweifel ob meines Tuns erspart geblieben.

Und damit zurück zu mir: Denn tatsächlich habe ich mir nicht nur 4 Wochen Zeit für eine Eiweißphase vor OP genommen, sondern genau genommen 5 Monate. Damit hatte ich mehr Zeit, konnte mit einem kleineren, durch meine Ernährungsumstellung auf low carb ganz natürlich entstandenen Kaloriendefizit, 12 Kg abnehmen, Fitness aufbauen, anfangen Vitamine und Minerale supplementieren, Mahlzeiten durch Eiweißshakes ersetzen und damit meine Blutwerte zu verbessern, meine Leber zu „schrumpfen“ und mein OP-Risiko zu senken.

So hatte ich bereits alle Bedingungen für eine „Eiweißphase“ erfüllt, noch bevor ich mit dem „GemüseSuppenFlüssig“ überhaupt angefangen hatte. Meine Lebens- und Ernährungsumstellung hatte bereits dafür gesorgt, dass meine Leber „geschrumpft“ war. Und auch wenn ich so, die letzten 14 Tage, bzw. 4 Wochen, vor OP nicht so intensiv, mit einer Crashdiät mitgenommen habe, in denen ich vielleicht noch etwas hätte mehr abnehmen können, war es doch kein Wunder, dass die Ärzte zufrieden waren!

Was ist aber nun mit der verwirrenden Bezeichnung „Flüssigphase“? Nun ich wage hier einfach mal die Behauptung, dass der Zusammenhang hier wohl eher mit den Formular-Diäten besteht, die in der Regel „flüssig“ angeboten werden und die von vielen Krankenhäusern in dieser Phase genutzt werden. Denn, wie bekommt man möglichst einfach und möglichst viel Protein in einen Patienten? Natürlich mit „flüssigen“ Eiweißshakes!

Aufgrund meiner eigenen Erfahrung und meinem heutigen Wissen, bin ich persönlich, deswegen auch nicht besonders glücklich darüber, in welche Richtung sich die Adipositas-OP Vorbereitungen im Moment zu verschieben scheinen und wie sich das Thema für Patienten nach außen hin darstellt.

Klar, es ist super, wenn man sich einfach im süßen Nichtstun zurücklehnen, alles beim Alten belassen kann und ein Mittelchen schlucken kann oder gespritzt bekommt, was einem (angeblich) die Arbeit abnimmt. Ja, es verspricht der bequeme Weg zu sein, die Lösung für das Problem, nach der auch ich immer gesucht habe. Und ich verstehe, warum man danach greift und möchte ihm eine Nützlichkeit auch gar nicht absprechen.

Doch wenn keine sinnvolle und nachhaltig wirkende Ernährungs- und Lebensstil-Grundlage geschaffen wird, auf der „Mittelchen“ UND eine solche AC-OP wirken können, dann steht das Risiko in keinem Verhältnis zum Nutzen. Dann sind es am Ende nur wieder die Falschen, die damit Gewinne erzielt haben und der Patient geht leer aus. Aber ach, das ist ein ganz anderes Thema.

An den Anfang scrollen