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[Status quo] Dezember 2021, 4 Wochen nach SASI-Umbau

Meine OP, die einen Umbau zu einem SASI zum Ziel hatte und am Ende zusätzlich eine Hiatoplastik für mich bereithielt ist nun schon wieder 4 Wochen her. Eine rumpelige Zeit, die geradezu nach einem ersten Status Quo nach OP verlangt.

Medizinisch

In den Tagen nach OP herrschte in meinem Verdauungssystem eine verdächtige, aber herrliche Ruhe, die ich lieber nicht infrage gestellt habe. Ich hatte keine Schmerzen, bis auf ein Zwicken hier und da im Brustkorb, hervorgerufen durch die Hiatoplastik, wenn ich die Arme mal zu weit über den Kopf gestreckt hatte. Gefühlt ging es mir in jeder Hinsicht gut.

Das änderte sich erst, als mein Verdauungssystem wieder Schwung holte. Als wäre das Entfernen der Klammern, 10 Tage nach OP, ein Weckruf gewesen, bekam ich am Nachmittag mit einem Mal diffuse Schmerzen im Bauch, auf Höhe meiner 2009er OP-Naht der Ileozäkalklappenresektion und mit einem Mal konnte ich endlich aufs Klo. Doch anstatt mich erleichtert fühlen, musste ich mich erst einmal hinlegen. Ich war fix und fertig, schlapp wie ein Schluck Wasser in der Kurve, mir war schlecht und ich hatte immer noch Bauchschmerzen.

Dieser erste „Durchgang“ war nach 2 Stunden ausgestanden. Der zweite eine Woche später hat dann 4 Stunden gebraucht, bis ich wieder – putzmunter – aufstehen konnte. Da ist mir endlich ein Licht aufgegangen – was mich jedoch nicht vor einem dritten „Durchgang“ zwei Tage später geschützt hat. Grandios, Anke.

In meinem Entlassungsbericht wurde auf die Problematik von Dumpings nach Umbau zum SASI hingewiesen und dass diese durch die Vermeidung von Einfach-Kohlenhydraten verhindert werden können. Ich kann mich nicht mehr erinnern, was ich beim ersten Mal gegessen haben könnte, beim zweiten Mal waren es 2 Scheiben Nusszopf vom Bäcker und beim dritten Mal eine Handvoll Plätzchen.

Nun kann man sich natürlich fragen, warum um Himmelswillen sich ein low carber einen Nusszopf auf dem Teller holt? Doch belassen wir es zunächst dabei und nennen es höflich einen Denkfehler.

Die am Abend genossenen Plätzchen haben mir dazu in der Nacht, nachdem ich mit der Übelkeit, den Bauschmerzen und mehreren Besuchen im WC durch war, auch noch zu heftigem Reflux geführt. Den ersten heftigen nächtlichen Reflux nach OP hatte ich nach dem Genuss einer low carb Frikadelle, die ich in Ermanglung an gemahlenen Mandeln, mit Mandelmehl zubereitet hatte. Ich kann das kratzige Mandelmehl immer noch im Hals spüren. Furchtbar.

In den letzten 14 Tagen hat mein Darm grundsätzlich wieder zu einem Rhythmus gefunden, der zwar noch völlig neu und deswegen mitunter noch ein wenig unsicher ist, aber im Moment durchaus handelbar. Neben den bereits erwähnten Aktionen, stehen zurzeit auch vermehrt Blähungen auf dem Plan meines Verdauungstraktes.

Solange ich nichts Gewürztes esse (Reflux, mein Limit ist zurzeit Salz und Pfeffer) und keine schnellen Kohlenhydrate (Reflux und Dumpings) und brav auf der linken Seite schlafe (liegt der Magen nach oben gewölbt, bekomme ich nahezu von allem Reflux) ist alles gut. Eine Abweichung dieser Regeln wird sofort geahndet.

Nach diesem rumpeligen letzten 14 Tagen fühlt es sich sehr gut an, langsam wieder zu Kraft und Energie zu kommen und mich täglich etwas fitter zu fühlen.

Essenstechnisch

Der Grundgedanke war meinem frisch operierten Magen 4 Wochen Schonfrist zuzugestehen. Zudem brauchte ich Zeit, um einmal überdenken zu können, was in der letzten Zeit gut gelaufen war und wo ich mit meiner Ernährung Probleme gehabt habe. Und ja, ich gebe es zu, Haferflocken-Porridge und Grießbrei (ungesüßt versteht sich) essen zu können übt nun mal einen nicht unerheblichen Reiz auf mich aus. Und Weihnachten ist auch bald und ich habe nach wie vor große Schwierigkeiten „Plätzchen“ und „Dezember“ zu trennen.

Und die ersten 14 Tage lief auch alles „gut“. Die erste Woche gab es viel Kürbis-, Karotten- und Süßkartoffelsuppe, diverse Eierspeisen mit gekochten Schinken und etwas Käse, Quark und Hüttenkäse und manchmal low carb Waffeln oder Pfannkuchen. Dazu Unmengen Fenchel-Anis-Kümmel-Tee und Malzkaffee. Dann kamen mein heißgeliebtes Rinderhackfleisch, meine Avocados und grünes Gemüse wieder dazu. Mit Kaffee habe ich ab der 3. Woche nach OP wieder angefangen, mit einer sehr milden Sorte, die ich auch sonst grundsätzlich gerne genieße.

Die jüngste Wiederholung einer Ernährungsberatung nach OP hat mich zudem erneut ermahnt das Protein auf meinem Teller zu bevorzugen, bzw. dafür zu sorgen, dass sich ebensolches dort wiederfindet. Ich finde es immer wieder dramatisch, wie schnell dieser Punkt bei mir unterzugehen scheint und wie oft ich mit meinem Ziel, auf jede Mahlzeit zwischen 20 und 30g Protein zu verteilen, scheitere.

Ja, und dann kam der Tag, an dem mir beim Verlassen des Supermarktes ein halber Nusszopf in der Auslage beim Bäcker ins Auge gestochen ist und mehrere Gedankengänge zusammenkamen, das Gespräch über den jüngst genossenen leckeren Nusszopf meiner Mitbewohner, die eigene Erinnerung an das Gefühl und den Geschmack von Nusszöpfen und ein sich-selber-leid-tun. Ich wusste sofort, dass ich verloren hatte. Trotzdem habe ich noch 2 vergebliche Tage lang gegen das Bild in meinem Kopf angekämpft, mich derweil mit einem Roggenbrötchen abgelenkt (womit ich tatsächlich keinerlei Probleme hatte), bis ich schließlich dem Nusszopf erlegen bin.

Mir ging es an diesem Tag nicht gut. Wir kamen gerade von unserem Spaziergang zurück, derweil mein Verdauungstrakt in meinem Bauchraum marodiert hatte und mein Mann zufällig seinen Geldbeutel dabei (was beim Spazierengehen nur selten der Fall ist). Damit bin ich dem Nusszopf UND den Plätzchen praktisch in die Arme gelaufen. Das darauffolgende Desaster habe ich bereits erwähnt.

Meine Anfälligkeit für Kohlenhydrat/Zuckerfallen und nun mehr auch Dumpings und Reflux hat mir wieder einmal in erschreckender Deutlichkeit die Problematik vor Augen geführt. Und mir ist – wieder einmal – klar worden, dass ich mit dieser Art „gesunden/-iss-in-Maßen“ Vollkost, so wie sie zb. von der Ernährungsberatung im Krankenhaus empfohlen wird, in ein Desaster laufe.

Derweil sind die Panik-Rädchen in meinem Kopf schon wieder heiß gelaufen und ich habe einen Plan nach dem anderen ausgespuckt. Doch dann hat mich die Suchtforscherin Kathleen DesMasisons in ihrem Buch „Potatoes not Prozac“ darauf hingewiesen, dass erst die Basics stimmen muss, bevor man ans Feintuning gehen kann. Der 1. Punkt auf ihrem 7-stufigen Aktionsplan hin zu einem zuckerfreien Leben heißt: Iss jeden Morgen ein Frühstück (mit einer Proteinquelle), innerhalb einer Stunde nach dem Aufstehen und gehe nicht zu Stufe 2 vor, solange du Stufe 1 nicht bewältigt hast. Was mich in gewisser Weise zu meinem „4 Mahlzeiten, keine Snacks“-Plan zurückbringt; wobei regelmäßige Mahlzeiten erst Stufe 3 auf DesMaisons Plan stehen, aber darum soll es im Moment nicht gehen.

Ich bin also von mir selber einen Schritt zurückgetreten und konzentriere mich nun voll und ganz darauf regelmäßig und innerhalb des angegebenen Zeitraums nach dem Aufstehen zu frühstücken. So irre das auch klingt, was kann denn am regelmäßigen Frühstücken so schwer sein, aber allein das lastet mich zurzeit vollkommen aus.

Supplementtechnisch

Mit den 3 Wochen lang nach OP prophylaktisch eingesetzten Blutgerinnungshemmer (ich bekomme wegen des Verdachts auf Heparin-Unverträglichkeit, Arixtra, also Fondaparinux-Natrium) bin ich bereits durch. Nun muss ich nur noch bis Mitte Dezember Pantoprazol einnehmen. Dann sind alle Medikamente wieder abgesetzt. Zum Glück.

In den ersten 14 Tage nach OP hatte ich vollkommen auf meine Supplemente verzichtet, zb. ich habe versucht diese ohne ihre Kapseln in Wasser „ausgelöst“ zu trinken; was einfach nur furchtbar war. In der 3. Woche nach OP habe ich zunächst mit meiner Multivitamin-Kapsel, Magnesium und Calcium wieder angefangen. In der 4. Woche nach OP habe ich nun mit einem mit Pro- und Präbiotika Produkt ergänzt, in der Hoffnung damit all‘ den Medikamenten, vor und während der OP, etwas entgegensetzten zu können. Sobald ich mit der Kur durch bin und sich Magen- und Darm noch weiter von der Operation erholt haben, entscheide ich wie es weiter gehen soll.

Sportlich

In der ersten 14 Tagen, als es mir so gut ging, waren wir viel Spazieren. In den rumpeligen letzten 14 Tagen hat dieses Engagement eindeutig nachgelassen. Ich achte darauf, die 5 kg Hebe-Einschränkung bis 4 Wochen nach der OP einzuhalten; tatsächlich habe ich es auch nicht gekonnt, dazu hat mir der Brustkorb zunächst zu sehr gezwickt. Mittlerweile fällt es mir immer leichter etwas zu heben. Fahrrad fahren hätte ich 14 Tage nach OP auch schon wieder dürfen, doch dazu war es mir eindeutig zu ungemütlich da draußen.

Ab 4 Wochen nach OP darf ich wieder mit dem Krafttraining anfangen. Mein Chirurg war darin sehr explizit, nachdem ich ihm von meiner Leidenschaft erzählt hatte. Allerdings muss er sich da im Moment überhaupt keine Gedanken machen, denn mein sportlicher Ehrgeiz ist auf einem all time low. Sicher, ich habe mein Studio besucht, aber nur auf eine Tasse Kaffee und einen Schwatz.

Tatsächlich bereitet mir ein Wiedereinstieg, nach der langen Zeit, die ich nur sehr unregelmäßig im Studio war oder zu Hause etwas gemacht habe, durchaus Sorge. Das, was von meinem Antrieb noch da ist, machen die Hindernisse und Corona-Auflagen im Studio den Gar aus und trotz brandneuer Gadgets, in meiner, im September 2021 neu eingerichteten Flur-Trainingsecke, in Form einer neuen Trainingsmatte und einer Hantelbank, sieht es für zu Hause auch nicht besser aus.

Gewichtstechnisch

Ich habe mich für einen Umbau zum SASI primär nicht wegen eines weiteren oder erneuten Gewichtsverlustes entschieden und – zum Glück! – habe ich keine Körperwaage mehr im Hause. Unterschwellig kann ich den Erwartungsdruck, den ich trotzdem an mich setze, nicht vollkommen verleugnen, doch zumindest kann ich ihm nicht ständig Nahrung geben, in dem ich alle paar Stunden auf die Waage springe.

Da mein Bauch von der OP immer noch leicht geschwollen ist, kann ich auch optisch nicht abschätzen, ob sich irgendetwas verändert hat. An meiner Bekleidung ist mir bisher (Stand Ende November 21) keine Veränderung aufgefallen.

Sleeve vs. SASI-S

Stand heute (Ende November 2021) hatte die Hiatoplastik (Reparatur des Zwerchfells) deutlich größere Auswirkungen als der Umbau zum SASI.

Mir waren die mit der Hiathushernie verbundenen Einschränkungen nie bewusst, doch heute spüre ich den der Unterschied signifikant. Die Hiatoplastik hat mir ein deutlich freieres Gefühl im Brustkorb zurückgegeben und mir damit auch das Atmen wieder erleichtert. Zudem ist der schmerzhafte Druck in Liegen verschwunden und das beständige Brennen in der Speiseröhre, sowie das permanente Aufstoßen müssen. Wie oben bereits erwähnt ist die Reflux-Problematik nicht weg, aber sie tritt nun nicht mehr willkürlich und dauerhaft auf, sondern aus nachvollziehbaren Gründen.

Aber auch das, was ich, seit 2014 (Schlauchmagen-OP), als stets plötzlich auftretendes „ich-bin satt“-Gefühl gekannt habe, ist weg. Heute ist mir klar, dass das vermutlich überhaupt kein „ich-bin satt“-Gefühl war, sondern lediglich der plötzliche und enorme Druck, dem der gefüllte Magen im Zwerchfell steckend ausgesetzt war. Damit hat sich auch geklärt, warum ich eine halbe Stunde nach dem Essen erneut essen konnte, nämlich sobald der Druck des Zwerchfells auf den Magen, mit dem Einsetzen der Verdauung, also dem „Rutschen“ der Nahrung, nachgelassen hat.

Die Dumpings und mein fehlendes „ich-bin satt“-Gefühl machen es mir zurzeit sehr schwer mich an die neue Situation zu gewöhnen. Nach fast 8 Jahren bin ich so eingefahren im Umgang mit meinem Schlauch und den in den letzten Jahren üblichen Reaktionen meines Verdauungssystems, dass es mir zurzeit schwerfällt alles zu verstehen. So kann ich es nach wie vor nicht ganz beschreiben, doch da ist eine Veränderung in meinem Sättigungsgefühl und meiner Sättigungsdauer im Gange. Ich bin mir jedoch unsicher, ob das am Umbau zum SASI liegt, an der Hiatoplastik, die meinen Magen aus dem Zwerchfell befreit hat oder vielleicht doch an meiner neuen Frühstücks-/regelmäßige-Mahlzeiten-Strategie.

Ich habe bereits mehrfach von Umstellungsproblemen nach einem Umbau gelesen, etwa dass langjährige Schlauchmägen große Probleme mit ihren neuen Bypässen hatten. Nach wie vor hatte sich mir immer noch keine Möglichkeit ergeben, mit dem einzigen SASI-Umbau zu sprechen, den ich noch kenne. Für den Moment bleibt mir nur alles weiter zu beobachten und zu dokumentieren.

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