[Status quo] Januar 2021, 6 ½ Jahre nach OP
Dieser Beitrag ist eine Fortführung von „depending on another is a sign of strength“, in dem ich beschlossen hatte, dass es an der Zeit ist, mir Hilfe zu holen. Und schließt damit an meine „Steak(Sep)tember“-Serie an, meinem Bestreben mich auf eine „meat-based“-Ernährung zu konzentrieren. Somit ist dies irgendwie ein Ernährungs-, aber auch ein Status quo-Update. Und da letzteres schon ein wenig her ist (aus dem Juni 2020) erscheint mir das Format für meine weitere Dokumentation sinnvoll.
Medizinisch
Bereits seit Adipositas-OP leide ich an Reflux (Sodbrennen); ein beim Sleeve bekanntes Problem. Dieser stand jedoch bisher zu meist in einem direkten Zusammenhang mit meiner Dummheit; zb. wenn ich mich direkt nach einer Mahlzeit hingelegt habe. Seit ich darauf achte, diesen Fehler nicht zu begehen, hat sich das mit dem sauren Aufstoßen nahezu erledigt. Und doch haben meine Probleme im letzten halben Jahr zugenommen, wenn auch in einem veränderten Auftreten: ein starkes Brennen im Bereich des Brustbeins, wiederkehrende Halsschmerzen usw..
Ich war dann also beim Gastrologen; wegen meiner chronischen Darmerkrankung war ein Besuch dort eh mal wieder höchste Zeit und meine Frauenärztin hatte mich schon vor Jahren angewiesen, eine Darmspiegelung zur Kontrolle durchzuführen. Da dies auch meine erste Magenspiegelung nach Adipositas-OP sein sollte, war ich natürlich gespannt, was ein Blick in meinen Schlauch zeigen würde.
Und es scheint ihm grundsätzlich gutzugehen. Die Naht sei gut verheilt, aber deutlich erkennbar und der Corpus (Magen) sei, so der Gastrologe, „deutlich verkleinert“ – also, alles wie es soll. Auch der Kolo (Enddarm) sei unauffällig – für einen chronisch-erkranken Darm-Patienten immer eine gute Nachricht.
Die Gastro (Speiseröhre, Magen und 12-Fingerdarm) bot jedoch weniger gute Nachrichten: Ösophagus (Speiseröhre): entzündet, Kardia (Magenmund): insuffizient, Antrum (Magenteil vor dem Magenpförtner): entzündlich verändert, Pylorus (Magenpförtner): Verschluss insuffizient, narbig verzogen. Obendrauf hat die Pathologie noch eine erosive Gastritis Typ-C (chronisch, toxisch induziert und mit schwerem Verlauf) diagnostiziert.
Ich hatte zuvor klar kommuniziert, dass ich dieser Untersuchung noch einen Termin bei meinem Adipositas Zentrum hinzufügen möchte; was auch vonseiten des Gastrologen unterstützt wurde. Trotzdem fand ich es nicht amüsant, ohne weitere Informationen und noch vor den Ergebnissen der pathologischen Untersuchung, mit einer Langzeitmedikamentation mit Pantoprazol (PPI-Hemmer) nach Hause geschickt zu werden.
Ich hasse es, wenn Medikamente wie Bonbons verteilt werden und ich mit ein paar Pillen abgefertigt werde! Da stellt sich bei mir alles quer. So konnte ich beim Arztbesuch bisher auch nicht klären, woher eine solche chemisch induzierte Gastritis denn nun kommen kann, vor allem wenn ich die üblichen Verdächtigen, wie Medikamente, überhaupt nicht zu mir nehme und seit Jahren ohne Probleme meine Supplemente vertragen habe.
Und obwohl ich grundsätzlich meine Verdauung aktuell positiv bewerte (die starke Reduktion von Ballaststoffen hat signifikant zu Verbesserungen beigetragen), so haben sich zum Reflux, der Speiseröhren-Entzündung und der Gastritis, auch noch Histamin-Reaktionen (Kopfschmerzen) hinzugesellt. Und die Sache mit den Elektrolyt-Dysbalancen habe ich nach wie vor nicht gänzlich im Griff.
Nachtrag: Mittlerweile sind die Histamin-Reaktionen signifikant zurückgegangen. Vielleicht weil ich seit ca. 3 Wochen Verdauungsenzyme supplementiere? Doch auch wenn ich gewillt bin, diese Entwicklung den Enzymen zuzuschreiben, so bin ich damit natürlich nicht sicher. Übrigens, auch mein (seit meiner Umstellung, mit dem Ziele einer keto-carnivoren Ernährung) hoher Nüchtern-Blutzucker scheint sich nun Bereichen anzunähern, die ich für eine solche Ernährung für mich als erstrebenswert halte,
Fazit: Es scheint also, dass es alles in allem mehr als 4 Monate gedauert, bis mein Körper bereit war sich auf diese auf eine auf tierischen Produkten basierte Ernährung einzustellen. Und ich dachte doch tatsächlich, dass das kein Problem sein dürfte und schnell mal umgestellt ist!
Essenstechnisch
Wegen des Reflux und Histamin-Sache achte ich zurzeit sehr genau darauf was ich esse und wie es mir danach ergeht. Alles deutet darauf hin, dass Butter, Eier, Schweinespeck, Rinderhackfleisch, Avocado und etwas Käse aktuell meine Rundum-wohlfühl-super-foods sind.
Und obwohl das so ist, bin ich immer wieder fleißig dabei Rechtfertigungen zu finden, um nicht bei dieser Auswahl bleiben zu müssen; ich habe jedoch just zu diesem Thema gerade ein englischsprachiges Buch, „Ditchting Diets“ von Gillian Riley, gelesen, das mir viel zu denken gegeben hat! (Mehr dazu hier)
So finden sich auf meinem Speiseplan mitunter auch Quark, Joghurt oder Nüsse, die mir manchmal gut bekommen, grundsätzlich aber nicht so guttun. Und die übliche unerfreuliche Auswahl, zu der ich greifen, wann immer ich glaube mir keine „Mahlzeiten“ erlauben zu dürfen (übrigens auch ein Thema besagten Buches) ist auch dabei.
Auch Kaffee gibt es weiterhin bei mir. Eigentlich ein no-go im Hinblick auf Reflux oder Gastritis. Doch die Empfehlungen sagen auch das fettreiche Speisen vermieden werden sollten … ?
Sportlich
Wir sitzen nach wie vor in einem Lockdown fest und die Sportstudios haben (schon wieder – immer noch) geschlossen. Weil das vermutlich auch noch eine Weile so bleiben wird, ich befürchte das Schlimmste für alle Sportstudio-Betreiber und die Existenz meines kleinen Damenstudios, habe ich fürs Heimtraining aufgerüstet. Und dabei festgestellt, dass, mit der Ausrüstung und dem Schaffen eines entsprechenden Bereiches, mein Heimtraining steht und fällt. Anders als im Frühjahres-Lockdown 2020 (siehe dazu hier), wo ich jegliche Lust verloren hatte etwas zu tun, habe ich erneut begonnen an meinen Fähigkeiten mit der Langhantel zu arbeiten. Und so langsam fühlt es sich für mich auch wie „richtiges“ Training an; was nicht bedeutet, dass ich meine Übungen an den Maschinen nicht vermisse! Mein Heimtraining wird für mich nie das Training im Studio ersetzten können; zumal für mich nichts die Routine und die Motivation aus dem Haus gehen zu müssen um zu trainieren ersetzten kann.
Aber zurzeit steht mir diese Alternative nun einmal nicht zur Verfügung. Ich bin als mit meinem aufgestockten Material in den Flur gezogen. Habe Matten ausgelegt, meine Nachbarn werden es mir hoffentlich danken, und mir so einen Bereich geschaffen, der sich mehr nach Gym anfühlt, als mein Wohnzimmer.
Zur Abwechslung und als Cardio-Einheit, habe ich ein „Arobic Steppbrett“ zugelegt und großen Spaß darin gefunden, mithilfe diverser youtube Videos Workouts darauf zu absolvieren.
Zum Erreichen meines, täglichen auf 10.000 Schritt, anvisierten Zieles, zum Luftschnappen und Durchatmen habe ich mir einen Weg durch mein Wohnviertel gesucht, den ich je nach Motivation, zwischen 30 min und 1 Stunden ausweiten kann. Sicher, Abwechslung ist etwas anderes, doch dieser Tage nimmt man was man bekommt und freut sich darüber mal aus dem Haus zu kommen. Auch mein Höhenverstellbarer Schreibtisch kommt mir hier entgegen – die beste Investition ever! – in dem ich beim Arbeiten am PC das Sitzen mit dem Stehen abwechsle.
Status quo
Trotz meiner sportlichen Bemühungen fühlt sich alles an, als hätte ich erneut etwas zugenommen. Sicher, mein Bewegungsumfang ist längst nicht der von vor der Pandemie und Kalorien habe ich auch uneingeschränkt zu mir genommen. Und doch ….
Mit dem Hinblick auf meine Probleme beim Supplementieren, meiner immer noch nicht optimalen Versorgung und meiner Verdauungsprobleme schleicht sich bei mir der Gedanke ein, dass mein Körper trotz ausreichend und zu 90 % „sauberen“ Kalorien, trotzdem nicht ausreichend genährt wird. Das ist mir besonders deutlich geworden, seit ich mit Verdauungsenzymen experimentiere und ich signifikant weniger „Druck“ verspüre, durch die Vorratsschränke zu grasen.
Nachdem ich erkannt habe, dass es ich nicht mal eben meine Ernährung auf den Kopf stellen kann und sofort Resultate erwarten kann, habe ich mich dazu entschlossen meinen Kurs vorerst weiter beizubehalten. Die Faktoren Zeit und Konsistenz haben für mich eine neue Bedeutung gefunden.
Wiegetag
Wiegetag? Da ich mich nach wie vor weigere, zu Hause auf die Waage zu gehen, muss erneut eine Einschätzung herhalten.
(Start: 192,6 kg /Jan 2014)(Stand Januar 2021: meine Einschätzung ca. 110- 115 kg)