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[Status quo] Januar 2022, 8 Wochen nach SASI-Umbau

Es waren holprige Wochen, teils selber verschuldet, teils der ungewohnten und noch immer fremden Reaktionen meines Körpers auf den Umbau geschuldet. Mittlerweile fühlt es sich für mich jedoch an, als befände ich mich wieder in sicheren Gewässern. Ich kann mich und die Situation immer besser einschätzen und fühle mich wieder entspannter und wieder mehr wie ich selbst. Der körperliche Stress der OP scheint nun Vergangenheit, ebenso wie eigene, viel zu hochgesetzte Erwartungen an mich selber.

Medizinisch

8 Wochen nach meinem SASI-Umbau bin ich mit den Medikamenten nach OP, Thrombosespritzen und PPIs, durch. Bis auf wenig erfreuliche Nebenwirkungen, hervorgerufen durch die veränderte Verdauungssituation und meine zweifelhaften Ernährungsexperimente der letzten Wochen, ist diese Zeit ohne Probleme verlaufen.

Meine Reflux-Problematik ist zunehmend weniger geworden. Dabei sah es zunächst gar nicht danach aus. Den ersten himmlischen 14 Tagen nach OP folgte eine sehr heftige Phase mit einem nächtlichen Reflux von völlig neuer Qualität. Völlig verschwunden sind diese Zeiträume nicht, sie sind jedoch deutlich weniger geworden. Ich vermutete hier einen engen Zusammenhang mit der laxen Ernährung, der ich mich im Advent und um die Feiertage hingegeben habe. Mittlerweile habe ich zu der Ernährung zurückgefunden, die ich bereits vor OP für mich etabliert hatte.

Und mir ist absolut bewusst, dass Übelkeit, Blähungen und Dumpings immer in Abhängigkeit mit dem steht und fällt, was ich gegessen habe. Diese Einsicht macht es mir jedoch nicht leichter bessere Essentscheidungen zu treffen. Wiederholt habe ich mir in den letzten Wochen Dumpings zugefügt, OBWOHL ich mittlerweile genau weiß, wie SCHEIßE ich mich dann fühle. Stattdessen habe ich mir eingeredet, dass ich unbedingt austesten muss, was geht und was nicht und mir damit die „Erlaubnis“ für Nusszopf, Plätzchen und Christstollen (der bisher ultimative Tiefpunkt) erteilt.

Supplementtechnisch

Nachdem ich mein Multi-Vitamin, Magnesium und Calcium wiedereingesetzt habe, kam nun auch wieder mein abendlich-ergänzendes Vitamin C auf Basis von Acerola- und Camu Camu-Extrakt wiederdazu. Meine B12 Supplementierung ist über die Zeit wie gewohnt weitergelaufen.

Derweil habe ich ein Pre- und Pro-Biotika-Präparat genutzt, in der Hoffnung dem Medikamenten-Einsatz um die OP herum etwas entgegenzusetzen. Nach der „Kur“ bin ich zu meinen bewährten Butyrat- und den Verdauungsenzym-Präparaten zurückgekehrt.

Essenstechnisch

Nach wochenlangem vor mich hin trudeln, zwischen Weihnachtsgebäck, Vollkornbrot und Haferflocken, zwischen Dumpings, Blähungen und Unwohlsein, zwischen Austesten, Gründe finden und Dummheiten, war es ein regelrechter Kampf wieder zurück auf meinen Weg zu finden.

Wie so oft bei mir, ist mir das erst gelungen, nachdem ich aufgehört habe, es unbedingt zu wollen.

Nach wie vor arbeite ich daran ein Frühstück (innerhalb einer Stunde nach dem Aufstehen) zu mir zu nehmen und eine Mahlzeit zu essen, sobald ich das Bedürfnis habe, mal eben im Kühlschrank vorbeizuschauen und einen Snack zu mir zunehmen. Dabei verstehe ich immer noch nicht so ganz, warum ich bei diesen Themen einfach nicht weiterkomme. Was mich hindert. Aber ich habe nicht vor nachzugeben.

Eine weitere Hürde ist das völlige Fehlen, des mir in den letzten Jahren so vertraut gewordenen Satt-Gefühls. Diese hatte ich stets meiner Schlauchmagen-OP zugeschrieben, mittlerweile vermutet ich jedoch, dass hier die Hiatushernie (von der ich ja immer geglaubt hatte, dass sie nur ein „kleines“ bis „überhaupt kein“ Problem darstelle) ausschlaggebend war.

Ich stelle mir das heute so vor: Das, was ich stets als Voll-Gefühl aka Satt-Gefühl wahrgenommen habe, war von meinen im Zwerchfell steckenden und gefüllten Magen begrenzt. Dabei könnte mein Zwerchfell wie eine Art Band um den Magen gewirkt haben. Was meiner Meinung auch erklären würde, warum ich nach kurzer Zeit wieder etwas habe essen können, nämlich immer dann, wenn der Druck auf den Magen, aka mein Voll-Gefühl, bzw. Satt-Gefühl, nachgelassen hat. Stattdessen muss ich nun lernen, mit dem für mich immer noch sehr fremdartiges, sehr viel zarteren und höchst unscheinbaren Satt-Gefühl umzugehen.

Sportlich

Das hier ist ein unerfreuliches und kurzes Kapitel. Der einst mit viel Elan geplante Wiedereinstieg ins Fitnesstraining ist in totaler Bedeutungslosigkeit versackt. Ich komme einfach nicht aus dem Quark und habe nach wie vor keine Ahnung, wann und wie es schaffe, das Thema anzugehen.

Gewichtstechnisch

Dieser Abschnitt ist nicht ganz so dunkel, wenn ich auch hier „im Dunkeln tappe“. Ich war nicht auf er Waage. Ich habe zwar bei jedem Arzttermin darüber nachgedacht nach einer Waage zu fragen, ich habe den Gedanken jedoch immer wieder verworfen. Ich werte das als Erfolg.

Doch auch anderen Einschätzungen stehen mir zurzeit nicht zur Verfügung. Die Blähungen und Wassereinlagerungen meiner Ernährungsexperimente bewirken, dass meine Hosen mal lockerer oder mal enger. Womöglich ist es ein gutes Zeichen, wenn ich keine Tendenz ausmachen kann, da es auch bedeutet, dass es auch nicht schlimmer geworden ist.

Sleeve vs. SASI-S

Nach wie vor befinde ich mich in einer Art fremden Zwischenwelt. Nichts funktioniert mehr so, wie ich es gewohnt war; was, wie bereits erwähnt, nicht nur mit dem Umbau, sondern auch mit der Hiatoplastik und der wiederhergestellten korrekten Lage meines Magens zusammenhängt. Berichte von anderen umgebauten Patienten (egal welche Art des Umbaus stattgefunden hat) haben mich bereits im Vorfeld befürchten lassen, dass es so kommen kann.

Bereue ich den Eingriff? Nein. Schon wegen der erfolgten Hiatoplastik war er ein voller Erfolg. Zudem kann ich feststellen, dass sich meine Verdauung (zum Besseren) verändert. Ich will den frühen Vogel noch nicht zu laut loben, aber auch 8 Wochen nach OP ist ein gewisser positiver Effekt festzustellen. Meiner Erfahrung nach ist es noch viel zu früh, diesen Umstand zu feiern. Doch sollte sich das auch weiterhin bestätigen, wäre ich zutiefst dankbar.

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